Persönliche Weiterentwicklung als Projektmanager

Ein wesentlicher Bestandteil der Selbstorganisation des Projektmanagers ist seine persönliche Qualifizierung. Für Weiterbildung muss er Zeit aufbringen und auch Geld für seine berufliche Zukunft investieren. Wer sich als Projektmanager weiter qualifiziert, verbessert seine Chancen, Projekte zur Bearbeitung zu bekommen und diese dann für das projekttragende Unternehmen auch erfolgreich beenden zu können. Professionell ausgebildetes Personal ist das Kapital jeder erfolgreichen Organisation. Damit Projekte ihre Ziele erreichen können und um Projektmanagement optimal in der Organisation verankern zu können, sind spezielle Maßnahmen im Bereich Qualifizierung und Zertifizierung von Projektpersonal hilfreich.
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Inhalt

Wissen erweitern und Fähigkeiten verbessern

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie Projektmanager ihre eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern und verbessern können. Eine wichtige Säule der persönlichen Weiterentwicklung ist die Vertiefung der Kenntnisse über Werkzeuge und Methoden des Projektmanagement. Dabei geht es um die Kenntnis und Anwendung von Techniken zur Analyse und Planung, Steuerung und Überwachung von Projekten. Aber auch die Frage welche Art des Projektmanagements (klassisch, hybrid oder agil) geeignet für die Projektbearbeitung ist und welche Software unterstützend eingesetzt werden kann. Ein erfolgreicher Projektmanager ist in der Lage, die für das jeweilige Projekt am besten geeigneten Methoden und Werkzeuge auszuwählen und in seinem Projektteam zur Anwendung zu bringen.
Ein Projektmanager muss in der Lage sein, Ziele zu setzen, eine klare Vision für das Projekt zu kommunizieren und damit sein Team zu motivieren. Konflikte innerhalb des Teams oder mit Stakeholdern muss er vermeiden oder auflösen. Ein vorausschauender Projektmanager ist in der Lage, Konflikte zu erkennen und zu lösen, bevor sie zu größeren Problemen führen. Neben den fachlichen Kenntnissen ergeben sich damit auch wichtige Faktoren seiner Sozialkompetenz. Darunter fallen u. a. seine Fähigkeiten zur Teamführung, i. d. R. ohne disziplinarische Vorgesetztenfunktion, sein Support bei der Teamarbeit und wie geschildert die Lösung von Konflikten. Insgesamt gilt es für den Projektmanager immer auch seine Kenntnisse um Motivation und Kommunikation zu erweitern und zu verbessern.
Selbstverständlich ist es für einen Projektmanager hilfreich, Stallgeruch aus der Branche mitzubringen, in der er sein Projekt bearbeiten wird. Branchenkenntnis ermöglicht es ihm die Anforderungen und Bedürfnisse der Kunden besser zu erkennen und das Projekt entsprechend auszurichten. Eine regelmäßige Auseinandersetzung mit den neuesten Entwicklungen und ein breites Netzwerk wirken sich ebenfalls kompetenzsteigernd aus. Der Projektmanager sollte sich regelmäßig über die neuesten Trends informieren, um sicherzustellen, dass er über das Wissen und die Fähigkeiten verfügt, sein Projekt bestens zum Ziel zu führen.
Um all diese Fähigkeiten zu erweitern und zu verbessern, ist eine kontinuierliche Weiterbildung notwendig. Dies kann mittels Fachlektüre, über die Teilnahme an Grundlagentrainings, oder durch den Besuch von speziellen Seminaren geschehen. Aber auch durch die Teilnahme an Messeveranstaltungen ergeben sich gute Möglichkeiten der persönlichen Weiterentwicklung. Durch eine regelmäßige Weiterbildung kann der Projektmanager sicherstellen, dass er auf dem neuesten Stand bleibt.

Netzwerken und Erfahrungsaustausch

Netzwerken und Erfahrungsaustausch sind für eine erfolgreiche persönliche Weiterentwicklung als Projektmanager unerlässlich. Durch ein starkes Netzwerk und den Austausch mit anderen Projektmanagern kann er wertvolle Kontakte knüpfen, die bei der Bewältigung von Herausforderungen oder bei der Suche nach neuen Projekten hilfreich sein können. Der Erfahrungsaustausch hilft dabei effektiver und effizienter zu arbeiten.
Ein wichtiger Teil des Netzwerkens im Projektmanagement ist die Teilnahme an Verbandsveranstaltungen und -konferenzen. Hier haben Projektmanager die Möglichkeit, sich mit Kollegen auszutauschen, von deren Erfahrungen zu lernen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Auch die Mitgliedschaft in Online-Communities kann hilfreich sein, um sich mit anderen Projektmanagern zu vernetzen.
Ebenso wichtig ist der Erfahrungsaustausch mit Kollegen im eigenen Unternehmen oder im Projektteam. Durch den offenen Dialog und den Austausch von Feedback können neue Ideen entstehen und Lösungen gefunden werden, um Projekte noch erfolgreicher durchzuführen. Auch Potenziale und Ressourcen können so besser genutzt werden.
Ein erfolgreicher Projektmanager sollte daher nicht nur auf fachliche Kompetenz, sondern auch auf Vernetzung und Erfahrungsaustausch achten.

Mentoring und Coaching

Neben der selbstständigen Erweiterung des Wissens und dem Aufbau von Netzwerken kann Mentoring oder Coaching für die persönliche Entwicklung des Projektmanagers von Vorteil sein. Hierbei handelt es sich um persönliche Unterstützung bei der Entwicklung von Fähigkeiten und Kompetenzen. Ein Mentor oder Coach kann dem Projektmanager Feedback geben, ihn bei der Lösung von Problemen unterstützen und ihm wertvolle, auf seine spezifischen Bedürfnisse zugeschnittene Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Mentoren und Coaches können auch dazu beitragen, das Selbstvertrauen des Projektmanagers zu stärken und ihn dazu ermutigen, seine Komfortzone zu verlassen, um neue Fähigkeiten und Erfahrungen zu erwerben. Eine solche persönliche Unterstützung lässt den Projektmanager zu einer erfolgreichen Führungskraft reifen. Solch ein Projektmanager kann sein Team motivieren und unterstützen, um auch in schwierigen Situationen eine gute Performance zu bringen.

Mentoring

Mentoring ist ein wertvolles Instrument zur Förderung der persönlichen Entwicklung des Projektmanagers. Ein Mentor ist ein erfahrener Kollege, der den Projektmanager in seiner beruflichen Entwicklung unterstützt, ihm wertvolle Einblicke in die Praxis des Projektmanagements gibt und ihm hilft seine Fähigkeiten verbessern.
Das Mentoring kann z. B. durch regelmäßige Treffen oder Telefonate erfolgen. Der Projektmanager kann Feedback und Tipps abgreifen, bei der Entwicklung seiner Fähigkeiten, bei seiner Karriereplanung, aber auch bei strategischen Entscheidungen unterstützt werden.
Ein erfolgreiches Mentoringprogramm fördert die Karriere des Projektmanagers, stärkt aber auch das projekttragende Unternehmen insgesamt. Denn ein gut ausgebildeter und trainierter Projektmanager trägt wesentlich zum Erfolg seines Projekts und damit auch zum Erfolg seines Unternehmens bei.

Coaching

Weil Projekte viele Konflikte und Herausforderungen bergen, z. B. (Ressourcen-)Konflikte mit der Linie in der Matrixorganisation, Probleme bei der Teambildung, mangelnde Führungserfahrung oder auch fehlende Erfahrung mit dem Management komplexer Situationen. Ein Coach kann wertvolle Dienste beim Aufdecken von Konflikten und der Konfliktlösung leisten. Wohl deshalb erfreut sich Coaching in Unternehmen wachsender Beliebtheit.

Das Coaching stellt einerseits ein Instrument zur Qualifizierung von erfahrenen Projektmanagern und Projektmanagernachwuchs dar. Andererseits ist es eine spezielle, ganzheitliche Form der Projektberatung. Coaching kann in allen Projektprozessen angewendet werden und wenn es projektbegleitend organisiert wird stellt es eine Form der Qualitätssicherung für ein Projekt dar. Dabei berücksichtigt es insbesondere die psychosozialen Aspekte von Arbeitssituationen. Coaching kann daher gerade für die stressige Projektarbeit eine weitreichende Hilfe sein. Coaching kann aber auch als Qualifizierungskonzept verstanden werden. Dabei berät der Coach das Team oder eine Führungskraft im Projektalltag und stellt sich als Gesprächspartner zur Verfügung. Er unterstützt bei der Be- und Verarbeitung schwieriger Situationen und hilft dabei, die Hintergründe bestimmter Verhaltensweisen zu durchschauen, um Muster erkennen und aufbrechen zu können. Das Ziel des Coaching ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.

Ein Coach muss auf vielen Gebieten kompetent sein. Er baucht
 
  • langjährige Berufs- und Teamerfahrung
  • umfassende Coaching-Erfahrung
  • gute Projektmanagementkenntnisse
  • umfassende Erfahrung in Projektarbeit und Projektleitung
  • Kenntnis der relevanten Methoden (z. B. Teambildung)
  • Prozesskompetenz (z. B. bei Projektprozessen in Projekten mit hohem Neuheitsgrad)
  • Soziale Kompetenz (z. B. Kommunikationsfähigkeit)
Der Projektcoach muss situativ auf sich verändernde Problemstellungen reagieren können. Ausschlaggebend ist dabei nicht die Entwicklung von technischen Lösungen, diese müssen vom Team entwickelt werden. Im Coaching-Prozess geht es vielmehr darum, relativ schnell die Kernprobleme in der Projektführung, der Projektarbeit oder im Projektumfeld aufzudecken. Gerade bei Problemen, die aus der Zusammenarbeit mit dem Umfeld resultieren, nimmt der Coach dann oft auch eine Mittler- oder Beraterrolle ein.

Qualifizierung und Zertifizierung

Qualifizierung und Zertifizierung müssen auf einer gemeinsamen Grundlage basieren, damit die Lernelemente und die Zertifizierung zusammenpassen. Gleichzeitig ist für Zertifizierungen von Personen eindeutig vorgeschrieben, dass die Schulung und das Assessment (Bewertung, bzw. Prüfung) für denselben Teilnehmer nicht von ein und derselben Person durchgeführt werden dürfen.
Heute ist allgemein anerkannt, dass Projektmanagement eine zusätzliche Möglichkeit ist, um in einem traditionellen Beruf erfolgreicher zu werden. Ein Ingenieur sollte seine eigenen Tätigkeiten und die seiner Teammitglieder organisieren können. Ein Informatiker kann ein neues Programm für seinen Kunden nur anpassen und einführen, wenn er in der Lage ist, sich selbst, die Arbeiten seines Teams und die Zuarbeiten des Kundenteams zu organisieren und zu steuern. Je komplexer das Projekt ist, desto mehr Managementkompetenzen sind nötig.

Qualifizierung

Der Projektmanager hat die Möglichkeit für seine persönliche Weiterentwicklung eine maßgeschneiderte Qualifizierung zu durchlaufen. Dies ist auch geboten, denn die individuell unterschiedlichen Anforderungen an das Management von Projekten ergeben sich aus der Komplexität des jeweiligen Projekts, der Professionalität der jeweiligen Beteiligten und der jeweiligen Projektumgebung.
Ein erfolgreicher Projektmanager verfügt über Wissen zu angewandtem Projektmanagement, Erfahrung aus abgeschlossenen Projekten und persönliche Ausstrahlung als Verantwortungsträger und Führungsfähigkeiten (= Personalität).
Das Maß seiner Kompetenzen muss dabei mit dem Grad der Projektverantwortung ansteigen.

Vorbereitung auf die Zertifizierung bei der IAPM

Die Vorbereitung auf die Zertifizierung sollte den Vorgaben des Project Managers' Guide, des Agile Project Managers' Guide oder des International PM Guide 2.0 folgen. Um dies zu gewährleisten, wurde von IAPM eine Weblearning-Plattform als Qualifizierungsprogramm entwickelt, zusätzlich können Projektmanager auf von IAPM offizielle Trainingspartner zurückgreifen. Die Trainer ermöglichen den Wissenserwerb in unterschiedlichen Formaten (webbasiert oder in Präsenzveranstaltungen, in Individualcoachings oder Teamtrainings).

Persönliche Statusermittlung als Projektmanager

Als Brücke zwischen Qualifizierung und Zertifizierung fungiert die Statusermittlung über Pre-, bzw. Selbsttest. Die IAPM gibt den Kandidaten qualifizierte Rückmeldung über die Themengebiete mit Optimierungspotenzial. Die Kandidaten bekommen damit die Möglichkeit engpassorientiert zu lernen, also an welchen Elementen des Projektmanagement Wissenslücken zu schließen sind und zu überprüfen, welcher Zertifikatsgrad für ihn der passende ist.

Beispiele:

Der Certified Junior Project Manager (IAPM) verfügt über ein solides Grundlagenwissen in Analyse- und Planungsfeldern des Projektmanagement. Er kann dieses Wissen sachgerecht und unter Anleitung selbständig anwenden, zum Beispiel
 
  • einen Terminplan erstellen und aktualisieren,
  • die Projektdokumentation überwachen und
  • das Berichtswesen organisieren.
Ein Certified Project Manager (IAPM) verfügt über breitgefächertes Wissen in den Analyse- und Planungsfeldern des Projektmanagement und über Wissen um die Sozialkompetenzbereiche. Er kann zum Beispiel die
 
  • Basiskalkulation für ein Projekt aufstellen,
  • Termine und Kosten verfolgen,
  • Projektdokumentation mit selbständigem Änderungsmanagement überwachen,
  • Abnahme und Übergabe seines Teilprojekts abwickeln,
  • Leistungen aller beteiligten Gewerke, Zulieferer und Subsysteme koordinieren und
  • Projektpersonal führen.
Ein Certified Senior Project Manager (IAPM) hat nachgewiesen, dass er neben dem umfassenden Wissen auch über vieljährige Projektleitungserfahrung verfügt.

Ein Certified International Project Manager (IAPM) verfügt zusätzlich über umfassendes interkulturelles Wissen.

Die Zertifizierung bei der IAPM

Die Zertifizierung von Projektmanagern folgt den von der IAPM vorgegebenen Regeln, die weltweit einheitlich sind. Sie besteht aus drei Abschnitten:

Abschnitt 1:

Registrierung und Anmeldung zur Zertifizierung inkl. Abgabe einer Eidesstattlichen Erklärung bezüglich des Umgangs mit dem Testsystem.

Abschnitt 2:

Die Wissensprüfung ist für den angestrebten Bereich in deutscher oder englischer Sprache abzulegen (traditioneller, agiler oder internationaler Bereich). Der Umfang der Wissensprüfung ist in Abhängigkeit des angestrebten Zertifikatsgrades gehalten. Der Certified (Agile) Project Manager und der Certified Senior (Agile) Project Manager legen eine Wissensprüfung mit den gleichen Themengebieten ab. Strebt ein Certified (Agile) Project Manager zu einem späteren Zeitpunkt den Grad des Certified Senior (Agile) Project Manager an, muss er die Wissensprüfung nicht noch einmal ablegen.

Abschnitt 3:

Der Kompetenznachweis ist nur für den Grad des Certified Senior Project Manager (IAPM) bzw. Certified Senior Agile Project Manager (IAPM) zu erbringen. Der Kompetenznachweis umfasst die Daten des Lebenslaufs, die Auflistung von projektbezogenen Daten für maximal fünf Projekte und die Nennung der Arbeitsstunden der letzten fünf Jahre in Projektführungsfunktionen.
Die Beurteilungskriterien werden über ein Punktesystem (Scoring) geprüft. So können die Einzelbeurteilungen evaluiert und Empfehlungen zur persönlichen Weiterentwicklung als Projektmanager gegeben werden. Wenn sich die erreichte Punktezahl des Kandidaten innerhalb einer vorgegebenen Spanne bewegt, erhält der Kandidat die Zulassung zum angestrebten Grad.
Die von IAPM ausgestelltem Wissens- und Kompetenzzertifikate sind keiner Rezertifizierung unterworfen, sondern vergleichbar einem Schul- oder Hochschulabschluss, unbefristet gültig.

Fazit

Projektmanager, die sich kontinuierlich weiterentwickeln, verbessern ihre Chancen auf gute Projektarbeit, bessere Projektergebnisse und stärken ihr Unternehmen. Unternehmen, die ihr Projektpersonal bei der persönlichen Entwicklung mit Qualifizierungs-, Mentoring-, Coaching- und Zertifizierungsprogrammen unterstützen, werden bei zukünftigen Mitarbeitern positiv wahrgenommen. Ob Projektmanager selbst, ihr Projetteam oder das projekttragende Unternehmen, von der persönlichen Weiterentwicklung des Projektmanagers profitieren alle Seiten.

Persönliche Weiterentwicklung - Ein Bild vom Autor
Autor: Dr. Roland Ottmann
Schlagworte: Projektmanagement, Selbstmanagement, Tipps

Die IAPM-Zertifizierung

Die Zertifizierung kann über ein reputiertes Onlineprüfverfahren abgelegt werden. Die Kosten richten sich nach dem Bruttoinlandsprodukt Ihres Herkunftslandes.

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Aufgrund besserer Lesbarkeit nennen wir in unseren Texten meist nur die generische männliche Form. Nichtsdestotrotz beziehen sich die Ausdrucksformen auf Angehörige aller Geschlechter.