Konflikte im Team lösen – wie geht man es an?

Teamwork makes the dream work. Klar. So soll es sein. Aber nicht immer bedeutet Teamarbeit auch Erfolg. Jeder hat es schon erlebt, dass in Teams Konflikte entstehen – von der kleinen Zankerei bis zum Rieseneklat. Sie sind der Projektmanager und daher fällt Ihnen die wichtige und nicht immer einfache Aufgabe zu, Konflikte im Team zu entschärfen, zu lösen oder wo möglich sogar von vornherein zu vermeiden. Sie sind als PM die Schnittstelle und der Punkt, an dem Prozesse zusammenlaufen. An genau diesem Punkt laufen aber auch die Menschen auf – und damit die potenziellen Konflikte in einer Projektlandschaft. Zeit ist ein erheblicher Faktor, denn je länger ein Konflikt schwelt oder gar offen ausgetragen wird, desto länger kann er sich negativ auf die Motivation, auf die Produktivität und letztendlich auf Ihren Projekterfolg auswirken. Je früher Sie einen Konflikt erkennen und zu beseitigen versuchen, desto höher sind die Chancen, dass er sich nicht zu einem ausgewachsenen Eklat entwickelt.
Drei Hände strecken sich jeweils den anderen entgegen und sind durch farbige Fäden miteinander verbunden.

Erst mal die Größenordnung einschätzen

Konflikte gibt es wie gesagt in allen Größen. Versuchen Sie zunächst einmal zu analysieren, um welche Art von Konflikt es sich handelt und wie gravierend er ist. Betrifft das Problem die gesamte Firma? Handelt es sich um ein strukturelles Problem, um eine zwischenmenschliche oder um eine fachliche Frage? Besteht der Konflikt zwischen Abteilungen beziehungsweise Teams oder innerhalb eines Teams zwischen einzelnen Mitarbeitern? Hier spielen unzählige Faktoren eine Rolle. Konflikte treten gehäuft in einem unsicheren Umfeld auf, wenn Ihre Firma zum Beispiel gerade einen Wandel durchmacht, wenn Kurzarbeit herrscht oder wenn sie im schlimmsten Fall sogar in ihrer Existenz bedroht ist. Stehen möglicherweise Entlassungen an, dann liegen die Nerven bei allen blank. Oder ist genau das Gegenteil der Fall und Ihr Unternehmen hat gerade einen immensen Arbeitsdruck und mehr zu bewältigen als üblich? Auch diese Situation ist ein Nährboden für Konflikte. In beiden Fällen, bei akuter Überarbeitung sowie bei Existenzangst, ist ein offenes Gespräch die beste Strategie. Motivierende Kommunikation und der Appell zum Durchhalten helfen in beiden Lagen. Zudem müssen die Mitarbeiter über den Status der Firma informiert werden. Ungewissheit wirkt sich meist toxisch aus. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie ihnen für die geleistete Arbeit und Geduld dankbar sind. Aber zeigen Sie Ihnen auch, dass die aktuelle Situation vorübergehend ist. Schlechte Nachrichten dürfen Sie natürlich nicht verschweigen. Machen Sie auf keinen Fall Versprechungen, die Sie möglicherweise nicht halten können.

Bei teaminternen Konflikten

Jemand fühlt sich möglicherweise bei einer Entscheidung übergangen oder es gab ein Missverständnis. Die Harmonie leidet oder ist schon gänzlich abhandengekommen. In diesem Fall sollten Sie sich auf das Team an sich beziehen und allen wieder ins Gedächtnis rufen, warum sie zusammenarbeiten. Bekriegen sich die Controller und die kreativen Köpfe, die Alteingesessenen und die Neuen oder gar die Geschlechter im Team? Hier gilt es, auf die Gemeinsamkeiten zu verweisen –– allem voran auf das gemeinsame Ziel. Aktivitäten in der Gruppe können ebenso helfen wie Gespräche, bei denen die Vision vom Erfolg allen noch einmal lebendig ins Gedächtnis gerufen wird. Kleine Gesten wie ein gemeinsamer Morgenkaffee oder ein Stück Kuchen jeden Freitagnachmittag können ebenso dabei helfen, das Team wieder enger zusammen zu bringen.

Bei zwischenmenschlichen Konflikten

Zwischenmenschliche Probleme können oft dazu führen, dass Menschen gegeneinander statt miteinander arbeiten. Für jede Art von Projektarbeit ist das natürlich eine Katastrophe. Oft sind zwischenmenschliche Konflikte auf zwei Einzelpersonen beschränkt. Wenn Sie diese Art Konflikt länger schwelen lassen, kann er sich zu einem Gruppenkampf auswachsen, also gilt es auch hier, schnell zu handeln. Bei einem Konflikt, der sich gerade erst im Aufbau befindet, ist ein Gespräch mit den beiden Konfliktparteien meist die beste Art, das Thema anzugehen.

Sprechen Sie alles offen an. Wenn die Situation jedoch schon so verfahren ist, dass es zu offenen Anfeindungen kommt, empfiehlt es sich vielleicht, zunächst mit jedem einzelnen der Streithähne ein Vorgespräch zu führen, um sich beide Seiten in Ruhe anhören zu können. Bei gemeinsamen Gesprächen, die irgendwann unausweichlich sind, sollten Sie als Vermittler klarmachen, dass Sie keine Seite ergreifen wollen, sondern als Moderator beiden zu einer idealen Lösung des Problems beistehen werden. Verweisen Sie auf jeden Fall auch darauf, dass die Konfliktlösung keinen Aufschub erlaubt und dass dringend eine Lösung gefunden werden muss – zum Wohle des Projekts und der Arbeitsatmosphäre im Team. Je nach Schwere Ihres Konfliktes können Sie darüber nachdenken, einen geschulten Moderator oder Mediator hinzuzuziehen.

Kommunikation ist King

Letztendlich läuft alles auf eine verbesserte Kommunikation hinaus. Klar gibt es die Querulanten, die Besserwisser, die Alpha-Tiere, die immer alle anderen bevormunden wollen. So jemanden im Team zu haben, erfordert oft andere Maßnahmen, aber allgemein ist es sinnvoll, Ihr Team durch gezielte und positive Kommunikation immer auf dem Laufenden zu halten und gleichzeitig selbst einen Überblick über die Dynamik im Team zu behalten. Ein Kommunikationsleitfaden kann helfen, ebenso wie ein Kommunikationsseminar. Der Leitfaden hilft allen dabei, Missverständnisse zu vermeiden. Viel zu oft entstehen Konflikte durch kleine Nachlässigkeiten und Versäumnisse, wie dass jemand eine E-Mail nur dem einen aber nicht dem anderen Mitarbeiter weitergeleitet hat. Das Abwägen zwischen „das ist nicht so wichtig – wir bekommen ohnehin viel zu viele E-Mails“ und „das schicke ich lieber mal an alle, wer weiß, wen es betrifft“ sollte durch klare Richtlinien erleichtert werden.
 
Ein Seminar oder Coaching kann aber dann vonnöten sein, wenn durch fehlgeleitete Kommunikation schon mehrfach Konflikte entstanden sind. Als letzter Ausweg steht Ihnen immer die Mediation durch eine Fachkraft zur Verfügung. Versuchen Sie es aber zunächst mal mit Freundlichkeit, Menschenverstand und Logik.
Autorin: IAPM intern 

Schlagworte: Projektmanagement, Team, Ratgeber, Tipps

Die IAPM-Zertifizierung

Die Zertifizierung kann über ein reputiertes Onlineprüfverfahren abgelegt werden. Die Kosten richten sich nach dem Bruttoinlandsprodukt Ihres Herkunftslandes.

Aus dem IAPM Blog

Network Official werden

Wollen Sie sich in Ihrem Umfeld für Projektmanagement engagieren und dazu beitragen, Projektmanagement weiterzuentwicklen? Dann werden Sie aktiv als IAPM Network Official oder als Network Official der IAPM Network University. 


Aufgrund besserer Lesbarkeit nennen wir in unseren Texten meist nur die generische männliche Form. Nichtsdestotrotz beziehen sich die Ausdrucksformen auf Angehörige aller Geschlechter.