Verbände legen revidierte Guides vor
22.04.2013 -
Beinahe gleichzeitig haben zwei internationale Verbände die Wissensgrundlagen ihrer Zertifikate einem Update unterzogen. Im März 2013 hat die International Association of Project Managers (IAPM) die aktualisiere Version ihres Guides für Scrum und agiles Projektmanagement veröffentlicht. Nur wenige Wochen zuvor war die 5. Auflage des „Project Management Body of Knowledge (PMBOK® Guide)” des Project Management Institutes (PMI) erschienen. Aus diesem Anlass drei Fragen an Buchautor und Trainer Dr. Roland Ottmann, dessen Unternehmen Ottmann & Partner Management Consulting online einen detaillierten Vergleich anbietet.
Ihr PM-Trainings-Unternehmen gibt sich große Mühe, die Zertifikate der vier großen Verbände detailliert und objektiv zu vergleichen. Wie groß war der Umfang der Aktualisierungen?
Dr. Roland Ottmann: Zunächst ist mit wichtig zu betonen, dass wir nicht nur IAPM und PMI vergleichen, auch die GPM und die APM Group mit Prince2 sind natürlich in unseren Tabellen vertreten – und damit alle vier aktuell relevanten Organisationen. Da ich als Chairman of Council of Experts die neue Fassung des Agile PM Guide 2.0 der IAPM mit entwickelt habe, möchte ich für sie die Bewertung anderen überlassen. Bisher war das Feedback deutlich positiv. Der neue Guide der IAPM betrifft zudem nur Scrum, Kanban und Extreme Programming. Der neue Guide des PMI, das PMBOK, hingegen ist ein genereller, also unabhängig von der Methodik, nach der ein Projektmanager dann tatsächlich arbeitet. Er hat mit 600 Seiten deutlich an Umfang zugelegt. Den Mut des PMI zur Ausführlichkeit begrüße ich sehr. Er dokumentiert die Akribie der Macher, die sich zum Beispiel darin zeigt, dass es ihnen gelingt, den noch jungen internationalen Projektmanagementstandard ISO 21500 konstruktiv und zugleich kritisch einzubinden. Dies zum Beispiel finde ich sehr gut gelungen.
Es ist ein ganz neues Wissensgebiet hinzugekommen.
Dr. Roland Ottmann: Ja, darin sehe ich eine der wichtigen Neuerungen. Stakeholdermanagement ist mit vier Prozessen hinzugekommen. Das PMI hat hier begonnen, eine echte Lücke zu schließen. Es gibt vier Prozesse: Identify Stakeholder, Plan Stakeholder Management, Manage Stakeholder Engagement und Control Stakeholder Engagement, die zum Teil aus dem bisherigen Wissensgebiet Project Communications Management übernommen wurden. Diese Neuerung ist ein Beispiel für die Einbindung der ISO 21500, die insgesamt zwei Prozesse für das Stakeholdermanagement vorsieht. Ein sehr guter Schritt, den das PMI sicher noch in der Tiefe ausbauen wird.
Gibt es Bereiche, von denen Sie sich mehr erwartet hätten?
Dr. Roland Ottmann: Es ist für mich nicht einfach, als Chairman of Council of Experts eines anderen Verbands, der IAPM, um kritische Anmerkungen gebeten zu werden. Viele dürften mich für befangen halten. Gleichzeitig aber ist schon seit Langem öffentlich bekannt, dass aus meiner Sicht das PMI den Stellenwert der Soft Skills unterschätzt. Auch in der revidierten Fassung konzentriert sich der PMBOK Guide auf die technischen Kompetenzen eines Projektmanagers. Das sehe ich als verpasste Chance. Einer der zentralen Gründe, weshalb ich mich in meiner Verbandstätigkeit letztlich für die IAPM entschieden habe und als Trainer ihre Zertifikate bevorzuge, ist diese technische Sichtweise, die wir nicht nur vom PMI her kennen. Bei meinem jetzigen Verband, der IAPM hingegen herrscht Konsens, dass im Projektmanagement der ganze Mensch gesehen werden muss. Psychologische Faktoren haben in einem Team einen erfolgsentscheidenden Einfluss. Kultureller Hintergründe ebenso. Zu beiden kann man sich bilden, ja muss man sich sogar bilden. Erst dann wird man zu einem richtig guten Projektmanager. Als Trainer lege ich darauf Wert.
PM-Verbände im Vergleich:
Richtlinien für die Zertifizierung
www.ottmann.de/download/pm-richtlinien-vergleich.pdf
Wissensbereiche und Inhalte
www.ottmann.de/download/opmc-pm-zertifizierungsvergleich-de.pdf
Dr. Roland Ottmann, geb. 1961, gilt aufgrund seiner Bücher und seiner Verbandstätigkeiten als ausgewiesener Experte für Projektmanagement. 1996 initiierte er den Deutschen Projektmanagement Award und 1998 den International Project Management Award. Von 1997 bis 2002 war er Projektleiter für das Bewertungsmodell Project Excellence und die deutschen und internationalen PM-Awards (Project Excellence Awards), von 1998 bis 2006 gehörte er deren Juries an. 2002 bis 2006 war Dr. Roland Ottmann Vorsitzender des Vorstandes der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. Heute gehört er als Chairman of Council of Experts zu den führenden Persönlichkeiten der IAPM International Association of Project Managers.
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Ihr PM-Trainings-Unternehmen gibt sich große Mühe, die Zertifikate der vier großen Verbände detailliert und objektiv zu vergleichen. Wie groß war der Umfang der Aktualisierungen?
Dr. Roland Ottmann: Zunächst ist mit wichtig zu betonen, dass wir nicht nur IAPM und PMI vergleichen, auch die GPM und die APM Group mit Prince2 sind natürlich in unseren Tabellen vertreten – und damit alle vier aktuell relevanten Organisationen. Da ich als Chairman of Council of Experts die neue Fassung des Agile PM Guide 2.0 der IAPM mit entwickelt habe, möchte ich für sie die Bewertung anderen überlassen. Bisher war das Feedback deutlich positiv. Der neue Guide der IAPM betrifft zudem nur Scrum, Kanban und Extreme Programming. Der neue Guide des PMI, das PMBOK, hingegen ist ein genereller, also unabhängig von der Methodik, nach der ein Projektmanager dann tatsächlich arbeitet. Er hat mit 600 Seiten deutlich an Umfang zugelegt. Den Mut des PMI zur Ausführlichkeit begrüße ich sehr. Er dokumentiert die Akribie der Macher, die sich zum Beispiel darin zeigt, dass es ihnen gelingt, den noch jungen internationalen Projektmanagementstandard ISO 21500 konstruktiv und zugleich kritisch einzubinden. Dies zum Beispiel finde ich sehr gut gelungen.
Es ist ein ganz neues Wissensgebiet hinzugekommen.
Dr. Roland Ottmann: Ja, darin sehe ich eine der wichtigen Neuerungen. Stakeholdermanagement ist mit vier Prozessen hinzugekommen. Das PMI hat hier begonnen, eine echte Lücke zu schließen. Es gibt vier Prozesse: Identify Stakeholder, Plan Stakeholder Management, Manage Stakeholder Engagement und Control Stakeholder Engagement, die zum Teil aus dem bisherigen Wissensgebiet Project Communications Management übernommen wurden. Diese Neuerung ist ein Beispiel für die Einbindung der ISO 21500, die insgesamt zwei Prozesse für das Stakeholdermanagement vorsieht. Ein sehr guter Schritt, den das PMI sicher noch in der Tiefe ausbauen wird.
Gibt es Bereiche, von denen Sie sich mehr erwartet hätten?
Dr. Roland Ottmann: Es ist für mich nicht einfach, als Chairman of Council of Experts eines anderen Verbands, der IAPM, um kritische Anmerkungen gebeten zu werden. Viele dürften mich für befangen halten. Gleichzeitig aber ist schon seit Langem öffentlich bekannt, dass aus meiner Sicht das PMI den Stellenwert der Soft Skills unterschätzt. Auch in der revidierten Fassung konzentriert sich der PMBOK Guide auf die technischen Kompetenzen eines Projektmanagers. Das sehe ich als verpasste Chance. Einer der zentralen Gründe, weshalb ich mich in meiner Verbandstätigkeit letztlich für die IAPM entschieden habe und als Trainer ihre Zertifikate bevorzuge, ist diese technische Sichtweise, die wir nicht nur vom PMI her kennen. Bei meinem jetzigen Verband, der IAPM hingegen herrscht Konsens, dass im Projektmanagement der ganze Mensch gesehen werden muss. Psychologische Faktoren haben in einem Team einen erfolgsentscheidenden Einfluss. Kultureller Hintergründe ebenso. Zu beiden kann man sich bilden, ja muss man sich sogar bilden. Erst dann wird man zu einem richtig guten Projektmanager. Als Trainer lege ich darauf Wert.
PM-Verbände im Vergleich:
Richtlinien für die Zertifizierung
www.ottmann.de/download/pm-richtlinien-vergleich.pdf
Wissensbereiche und Inhalte
www.ottmann.de/download/opmc-pm-zertifizierungsvergleich-de.pdf
Dr. Roland Ottmann, geb. 1961, gilt aufgrund seiner Bücher und seiner Verbandstätigkeiten als ausgewiesener Experte für Projektmanagement. 1996 initiierte er den Deutschen Projektmanagement Award und 1998 den International Project Management Award. Von 1997 bis 2002 war er Projektleiter für das Bewertungsmodell Project Excellence und die deutschen und internationalen PM-Awards (Project Excellence Awards), von 1998 bis 2006 gehörte er deren Juries an. 2002 bis 2006 war Dr. Roland Ottmann Vorsitzender des Vorstandes der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. Heute gehört er als Chairman of Council of Experts zu den führenden Persönlichkeiten der IAPM International Association of Project Managers.
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