Neujahrsgruß des IAPM-Präsidenten

Vier Menschen in einer nächtlichen Silvester-Szenerie, die goldene Luftballons in Form von 2022 halten.
Vor genau einem Jahr, zu Beginn des Jahres 2021, gab es anlässlich des Jahreswechsels wie üblich viele Prognosen und Wünsche. Eines der Hauptthemen war zweifelsohne die Covid-Pandemie. Eine der wichtigsten Prognosen war, dass das Virus durch gelungene Impfkampagnen und auch die mögliche Durchseuchung, hoffentlich bald verschwinden und somit das normale Leben wieder zurückkehren könne. Soweit der Plan. Diese Hoffnung galt sogar noch am Ende der Sommerferienperiode, im Oktober sollte der Ausnahmezustand beendet werden. Wie man heute zu Beginn 2022 weiß, haben sich alle diese Visionen zerschlagen. Nicht nur, dass nicht genügend Impfungen verabreicht werden konnten, sondern auch, weil neue Mutationen alle Hochrechnungen zu Nichte gemacht haben. Ich bin der Meinung, bei dieser Krise handelt es sich um nichts anderes als um ein Projekt, zugegebenermaßen ein sehr großes!  

Doch kann Plangetriebenheit diesem Projekt „Bekämpfung der Pandemie“ wirklich gerecht werden? In vielen Projekten muss heute überlegt werden, ob Planorientierung allein wirklich der richtige Ansatz ist. Betrachtet man den Ursprung der Pandemie, erkennt man, dass es sich offensichtlich um ein naturwissenschaftliches Phänomen handelt. Viren halten sich nicht an Pläne, und unstreitig haben wir es mit einem hochreaktiven Organismus zu tun, dem nur empirisch beigekommen werden kann. Empirisches Vorgehen heißt, iterativ, inkrementell und erfahrungsgetrieben vorzugehen. Es bedeutet vor allem auch, nicht an starren Planungen festhalten zu wollen und zu meinen, langfristige Aussagen machen zu können. Und, da höre ich schon den Aufschrei der Kritiker, es gilt auch, vergebliche Versuche, Fehlschläge und auch Misserfolge zu akzeptieren!

Womit wir genau bei der Fragestellung angekommen wären, die viele Projekte umtreibt: Inwieweit Plan, und inwieweit agil? Lässt man sich darauf ein, ergebnisoffen vorzugehen, steht eine weitere wichtige Frage an: Inwieweit sind Beteiligte, mithin die Stakeholder des Projekts, in der Lage und Willens, diese Ergebnisoffenheit mitzutragen? Das Stakeholderumfeld der Covid-Krise könnte heterogener nicht sein: Staaten, Politiker, Parteien, Impfkommissionen, die Presse und viele mehr. Allein der Blick auf dieses Umfeld müsste die Erkenntnis triggern, dass jede Aussage, die Planbarkeit und eine singuläre Sichtweise vermittelt, nur sehr kurzfristig gehalten werden kann und auf denjenigen zurückfällt, der sie macht.

In vielen Unternehmen, so die Erfahrung unserer IAPM-Trainer und Berater, setzt sich diese Erfahrung in klassisch-agilen Projekten, mithin im hybriden Umfeld langsam auf breiter Front durch. Ich bin der Meinung, dass das was Unternehmen können, auch die Politik, also mithin wir alle, können sollte. Mein Wunsch für 2022: Mehr Geduld, Achtsamkeit, Bescheidenheit gegenüber den Kräften der Natur und Offenheit für die Ergebnisse unserer Aktionen. Und vor allem auch die nötige gemeinsame Anerkennung für diejenigen, die täglich unter Aufopferung aller ihrer Kräfte dafür sorgen, dass wir dieses Projekt langfristig in den Griff bekommen.

In diesem Sinne wünsche ich uns Hoffnung, Mut, Gesundheit und Erfolg in 2022!

Dr. Hans Stromeyer
Autor: Dr. Hans Stromeyer

Schlagworte: Projektmanagement, Kommentar

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