Interkulturelle Kompetenz in internationalen Projekten
In deutschen Führungsebenen und im Projektmanagement wird interkulturelle Kompetenz gefordert – wie man in vielen Stellenanzeigen lesen kann. Aber was bedeutet dieser Begriff eigentlich und wie kann interkulturelle Kompetenz erlangt und verbessert werden? Das Konzept der interkulturellen Kompetenz bedeutet viel mehr als nur Sprachfähigkeiten, es beinhaltet das Verständnis für andere Kulturen, die Fähigkeit, mit Stakeholdern aus der ganzen Welt zu kommunizieren und noch einiges mehr. Gerade diese Vielfältigkeit macht interkulturelle Kompetenz unheimlich schwer messbar und definierbar.
Inhalt
Interkulturelle Kompetenz für Führungskräfte
Wer sich in aufstrebenden Unternehmen und im Projektmanagement in Führungsebenen positionieren will, braucht interkulturelle Kompetenz. Auslandsaufenthalte im Lebenslauf sind geradezu ein Muss geworden in einer Welt, die immer enger zusammenrückt und in der kaum noch ein großes Unternehmen nur auf nationaler Ebene arbeitet. Projektmanager in allen Branchen müssen zunehmend mit Lieferanten, Experten, Partnern und Kunden zusammenarbeiten, die von verschiedenen Kontinenten stammen aber gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Dank der modernen Kommunikationstechnologie ist dies längst gängige Praxis geworden. Internationale Projektteams sind also eher die Regel als die Ausnahme, was für Projektmanager bedeutet, dass sie sich auf das geänderte Umfeld einstimmen müssen. Neben dem fachlichen Know-how werden Sprachen und Kommunikationsfähigkeiten immer wichtiger. Um mit Partnern aus anderen Kulturen effizient zusammenzuarbeiten ist die Sprache selbstverständlich enorm wichtig, Sprachkenntnisse alleine aber reichen nicht aus. Kulturelle Unterschiede können selbst bei perfekten Sprachskills zu Missverständnissen führen. Werte und Normen können unterschiedlich gelagert sein, Umgangsformen sowie Mimik und Gestik unterscheiden sich. Je nach Gesprächspartner und dessen Background muss sich möglicherweise unterschiedlich verhalten werden. Um das Verhalten von internationalen Partnern richtig zu deuten und Konflikte schnell zu erkennen, ist interkulturelle Kompetenz gefragt. Aber wie kann man sie erlernen?
Die vier Phasen interkultureller Begegnungen
Es gibt vier Phasen in interkulturellen Begegnungen. Die erste wird als Honeymoon bezeichnet. Alles ist neu und man ist von der jeweils anderen Kultur begeistert oder zumindest aufgeschlossen und interessiert. Es folgt die Phase der Crisis, wenn allen Beteiligten bewusst wird, wie groß die Unterschiede tatsächlich sind und wenn die Partner beginnen zu begreifen, dass sie einander oft nicht verstehen. Viele Menschen fühlen sich in ihrem Vertrauen in die eigene Kultur erschüttert, weil alles, woran sie bisher geglaubt haben, in Zweifel gezogen wird. Die dritte Phase wird als Recovery bezeichnet. In dieser Phase finden die Partner zu einer neuen Stabilität und finden einen Weg, um beide Weltanschauungen nebeneinander bestehen zu lassen. In der letzten Phase, dem Adjustment, akzeptieren die Mitarbeitenden ihr neues interkulturelles Umfeld und beginnen trotz der Unterschiede zusammen zu arbeiten, effiziente Wege der Kommunikation zu finden und einfach mit den Unterschieden zu leben. Ein kleiner (oder manchmal auch größerer) Kulturschock ist nicht zu vermeiden. Darauf sollte man sich als Projektmanager einlassen. Vieles, was selbstverständlich schien, wird in Frage gestellt und das ist nicht immer leicht zu verarbeiten.
Vorbereitung auf internationale Einsätze
Um seine Fertigkeiten in interkultureller Kompetenz zu verbessern, kann man entweder ins kalte Wasser springen und einfach ins Ausland fahren, um dort an einem Projekt zu arbeiten. Trial and error. Aber um ein wichtiges Projekt im interkulturellen Umfeld nicht in den Sand zu setzen, ist vorheriges Training sowie eine Vorbereitung auf die Aufgabe sinnvoll. Zunächst hilft es, sich das formale Wissen anzueignen. Wie wird in dem anderen Land mit Steuern, Finanzen, Versicherungen, Bauvorschriften, Verwaltungsprozeduren und Gesetzen umgegangen? Wie führen die Partner ihre Besprechungen durch? Wie wird gewohnt, gegessen, gefeiert? Was gilt als höflich, was als „normal“ und was als unangemessen im Umgang mit anderen Menschen? Worauf muss man bezüglich der Geschlechterrollen in dem jeweiligen Land achten? Wie sind Hierarchien aufgebaut? Wie funktioniert die Arbeitswelt? Mit einem gewissen Grundwissen lassen sich Fettnäpfchen vermeiden. In Thailand ist es zum Beispiel unverzeihlich, jemandes Kopf zu berühren. In arabischen Ländern dürfen Gastgeschenke nur öffentlich überreicht werden und in Japan müssen Sie Ihre Schuhe ausziehen, bevor Sie gewisse Räume betreten. Ein Kopfnicken hat nicht in jedem Land dieselbe Bedeutung.
Drei Ebenen der interkulturellen Kompetenz
Neben dem (allgemeinen und besonderen) Wissen um die fremde Kultur, spielen zwei weitere Ebenen eine Rolle: die interkulturelle Sensibilität und die interkulturelle Handlungskompetenz. Weiß man zunächst einiges über seine Geschäftspartner und deren Gewohnheiten, so muss an der Sensibilität gearbeitet werden. Einfühlungsvermögen zu erlernen ist nicht leicht. Es können aber Techniken trainiert werden. Die dritte Ebene zielt darauf ab, Kommunikationstechniken, Konfliktlösungsmethoden und Gesprächstechniken zu erlernen.
Kenntnisnachweis für internationale Projektmanager
Um als Projektmanager in internationalen und interkulturellen Bereichen erfolgreich zu sein, ist es zunächst wichtig, Projektmanagementfähigkeiten im Allgemeinen zu besitzen. Wenn Sie in Ihrem Heimatland mit Teamkollegen aus der gleichen Kultur erfolgreich Projekte durchführen können, bringen Sie bereits gute Voraussetzungen mit, um auch in internationalen Projekten erfolgreich zu sein. Nun müssen Sie Ihr Projektmanagementwissen um die interkulturelle und internationale Komponente ergänzen. Dies können Sie tun, indem Sie interkulturelle Trainings besuchen, Teil eines Sprach- und Kulturtandems werden und sich aktiv mit der Kultur auseinandersetzen, z. B. indem Sie Bücher lesen, im Internet recherchieren oder entsprechende Podcasts anhören. Vergessen Sie nicht, Ihre Kenntnisse zertifizieren zu lassen, um internationalen Auftraggebern zu zeigen, dass Sie nicht nur über grundlegende Projektmanagementkenntnisse verfügen, sondern sich auch in interkulturellen Situationen zurechtfinden.
Autor: IAPM intern
Schlagworte: Projektmanagement, Tipps, Interkulturelle Kompetenzen