Projektarten – wie Sie Projekte unterscheiden können

Es gibt einige Ansätze, Projekte zu unterscheiden und in Kategorien einzuteilen. In der Regel hebt jede Projekteinteilung einen oder zwei Aspekte von Projekten hervor: Werden Ihre Projekte intern oder extern in Auftrag gegeben? Was ist der Projektgegenstand Ihres Projektes? In diesem Artikel werden Ihnen Unterscheidungskriterien vorgestellt, sodass Sie herausfinden, um welche Projektart es sich bei Ihren (zukünftigen) Projekten handelt.
Mehrere alte Kameras.

Inhalt

Externe und interne Projekte

Die Unterscheidung nach externen und internen Projekten setzt beim Projektauftraggeber an. 

Externe Projekte

Auftraggeber externer Projekte sind Personen oder Institutionen außerhalb der Organisation, die das Projekt realisiert. Solche Projekte werden auch Auftragsprojekte genannt und sie gibt es vor allem in Branchen, in denen die Leistungserstellung mit Projektcharakter dominiert. Dazu gehören zum Beispiel der Hoch- und Tiefbau, der Anlagen- und Großmaschinenbau, aber auch die Software- und die Beratungsbranche. 
Wichtigste Aufgabe des potenziellen Auftragnehmers ist zu prüfen, ob es sich für ihn lohnt, dem potenziellen Auftraggeber ein Angebot zu unterbreiten. Der Auftraggeber hat dagegen die Aufgabe einen geeigneten Anbieter zu ermitteln. 
Es gibt verschiedene Methoden, um festzustellen, welcher Anbieter die gestellte Aufgabe voraussichtlich am besten erledigt. Ein Weg ist es, Referenzen einzuholen. Diese geben Aufschluss über die Kompetenz im jeweiligen Fachgebiet und im Projektmanagement. Ein anderer Ansatz besteht darin, ausdrücklich die Anwendung von Projektmanagementstandards und -methoden sowie einen formalen Qualifikationsnachweis für das im Projekt eingesetzte Personal zu fordern.
Nimmt der Auftraggeber das Angebot – mit oder ohne Änderungen – an, dann schließen beide Seiten einen Vertrag miteinander ab, der dann die Grundlage der Projektbearbeitung bildet.

Interne Projekte

Bei internen Projekten ist der Auftraggeber eine Person oder eine Institution, die dem Unternehmen selbst angehört. Beispiele sind die Geschäftsleitung, das Projektportfolioboard oder auch die Vorgesetzten von Fachabteilungen. Der Anstoß für interne Projekte sowie Finanzierungsbeiträge können aber durchaus auch von Externen kommen. Wenn am Projekt nur Mitglieder der eigenen Organisation mitwirken, existiert oftmals kein förmlicher Vertrag zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Wurde ein Projektauftrag nur mündlich erteilt, sollte vom Auftragnehmer der Auftrag schriftlich formuliert und dem Auftraggeber vorgelegt werden. Damit kann Missverständnissen vorgebeugt und eine solide Basis für qualifizierte Projektarbeit, auch bei internen Projekten gelegt werden.
Interne Projekte gibt es vor allem in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Industrieunternehmen und bei Reorganisationen, wie z. B. bei der Umstrukturierung einer Produktionsabteilung. Gerade im Entwicklungsbereich liegt oft eine große Zahl von Vorschlägen für Projekt vor. Sie können aber häufig wegen begrenzter Kapazitäten und Budgets nicht alle gleichzeitig realisiert werden. Deshalb müssen qualifizierte Entscheidungen zur Projektauswahl getroffen werden.

Investitions-, Organisations- und Innovationsprojekte

Neben der Unterscheidung von Projekten nach ihrem externen oder internen Auftraggeber können Projekte auch nach dem Projektgegenstand oder dem Projektziel unterschieden werden. Die drei hier einschlägigen Projektarten sind Investitions-, Organisations- und Innovationsprojekte (häufig auch Forschungs- und Entwicklungsprojekte (F&E) genannt).

Investitionsprojekt

Bei einem Investitionsprojekt werden Sachanlagen geschaffen, die nach Fertigstellung einer steuerlich geregelten Abschreibung unterzogen werden können. Ausgehend vom Begriff der Investition geht es darum, zunächst Kapital einzusetzen, um später einen Geldeingang zu erzielen oder Geld einzusparen. Dazu gehören unter anderem Gebäude, Infrastruktur, technische Anlagen oder Maschinen, die zum Aufbau zunächst Kosten verursachen, aber in Zukunft für die Produktion oder den laufenden (Geschäfts-)betrieb notwendig sind. Da ein Investitionsprojekt mit sehr hohem finanziellem Aufwand verbunden sein kann, ist ggf. zu überprüfen, ob das Projekt überhaupt durchgeführt werden soll. Wenn es (zum jetzigen Zeitpunkt) nicht rentabel ist, sollte das Projekt nicht durchgeführt werden oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Organisationsprojekt

In einem Organisationsprojekt werden Aufbau- und Ablaufstrukturen geschaffen oder verändert. Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit einer Organisationseinheit zu sichern oder zu verbessern, z. B. durch eine Unternehmensfusion, die Einführung neuer Personalentwicklungskonzepte oder die Reorganisation einer Vertriebsabteilung. Eine immer wieder zu beobachtende Besonderheit des Organisationsprojekts ist, dass das Projektergebnis sowohl auf die im Projekt handelnden Mitarbeitenden als auch auf andere Personen in der Organisation einwirkt. Diese können sich durch das Projektergebnis bedroht oder gar geschädigt fühlen (z. B. durch veränderte Arbeitsabläufe), obwohl objektiv keine negativen Auswirkungen zu erkennen sind. Aus diesem Grund kann es passieren, dass sich die tatsächlich und vermeintlich Betroffenen Stakeholder dem Organisationsprojekt widersetzen.

Innovationsprojekt

Im Rahmen eines Innovationsprojekts sollen neue Kenntnisse und Fertigkeiten erworben werden. Zu diesem Zweck werden neue Dienstleistungen oder Produkte mit verbesserter Beschaffenheit, Funktion, Gestaltungsqualität und / oder Wirtschaftlichkeit entwickelt. 
Das entscheidende Merkmal eines Innovationsprojekts ist das Verhältnis zwischen Input und Output, das nicht im Voraus bestimmt werden kann: Es lässt sich nicht genau vorhersagen, welches Ergebnis der Einsatz bestimmter Mengen von Produktionsfaktoren bringen wird. Zu den Innovationsprojekten gehören zum Beispiel Fahrzeug- und Maschinenentwicklungen, aber auch die Entwicklung von Software.
Bei der Entwicklung materieller Produkte lassen sich die Eigenschaften, die diese haben sollen, relativ problemlos in mess- und nachprüfbarer Weise formulieren. Softwareentwicklungsprojekte weisen hier zwei Besonderheiten auf. Einerseits können die Eigenschaften im Sinne von Produktzielen bei Software häufig nicht in mess- und nachprüfbarer Weise formuliert werden (z. B. Benutzerfreundlichkeit). Außerdem hat Software im Vergleich zu materiellen Produkten eine hohe Plastizität. Das heißt, sie kann während des Entwicklungsprozesses noch stark verändert werden. 

Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Projekttypen

Innovations- und das Organisationsprojekte unterscheiden sich in einem wesentlichen, für das Projektmanagement relevanten Punkt vom Investitionsprojekt. Während beim Investitionsprojekt die Messung des Projektfortschritts durch Zählen, Messen und Wiegen (z.B. durch die Ermittlung der angebrachten Schalungen oder Messung des Erdaushubs) relativ einfach ist, bereitet sie bei den beiden anderen Projektarten meist erhebliche Probleme. Zudem besteht im Falle des Investitionsprojekts das Hauptziel darin, Gewinne zu erzielen, indem die entsprechenden Sachanlagen in die richtige Richtung gelenkt werden. Innovationsprojekte hingegen zielen darauf ab, mit wissenschaftlichen Methoden bestehendes Wissen weiterzuentwickeln, völlig neue Forschungen zu beginnen und umzusetzen. Organisationsprojekte verändern die Struktur der Unternehmen. Hauptziel ist es, die Kosten zu senken und die Leistung zu verbessern, so dass auf Veränderungen am Markt schnell reagiert werden kann.

Mischprojekte 

Projekte können Anteile von Investitions-, Organisations- und Innovationsprojekten aufweisen. Bei solchen Mischprojekten empfiehlt es sich die Anteile des Projekts zu identifizieren, die der jeweilige Projektart zuzuordnen sind. Anschließend können diese Projektanteile mit den jeweils geeignetsten Methoden und Verfahren des Projektmanagements bearbeitet werden.

Erkenntnisse für die Zukunft nutzen

Die gebräuchlichsten Kategorisierungen von Projekten sind nach Auftraggeber und Projektobjekt. Die Einteilung in Investitions-, Organisations- und Innovationsprojekt ist vor allem im traditionellen Projektmanagement sinnvoll, da auf dieser Grundlage das zukünftige Phasenmodell des Projektes entwickelt werden kann. Es gibt jedoch auch andere Projektkategorien, die angewendet werden können. So können Projekte beispielsweise nach Größe, nach Region, d. h. nach geografischem Standort, oder nach Innovationsgrad geclustert werden. Im letzteren Fall wird zwischen Projekten mit Wiederholcharakter, Innovationsprojekten, Akzeptanzprojekten oder Change-Projekten unterschieden. Unabhängig davon, wie Sie Ihre Projekte kategorisieren, ist es sinnvoll, immer dieselbe Kategorisierung zu verwenden, um die gewonnenen Erkenntnisse für zukünftige Projekte nutzen zu können.

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Schlagworte: Projektmanagement, Tipps, Projektarten, Definition

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