Product Owner vs. Produktmanager

Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade die Daten aus dem Kundenfeedback zusammengetragen, um Trends und Kundenbedürfnisse zu erkennen und wie diese befriedigt werden können. Diese Ergebnisse sollen nun an die verantwortliche Person weitergeleitet werden. Aber wer ist diese Person? Der Product Owner oder der Produktmanager? Um solche Situationen zu vermeiden, ist es wichtig, dass die Rollen in einem Projekt getrennt sind, damit die Mitarbeitenden die richtige Ansprechperson haben. Um beide Rollen zu verstehen, müssen die Verantwortlichkeiten betrachtet werden, um eine Unterscheidung treffen zu können.
Eine Person tritt die andere weg.

Inhalt

Product Owner

In agilen Projekten, genauer gesagt in Scrum, gibt es eine zentrale Rolle namens "Product Owner". Der Product Owner repräsentiert den Kunden oder ist dessen Vertreter und agiert als natürliche, ansprechbare Person.
 
Definition und Verantwortlichkeiten

Die Hauptaufgabe des Product Owners, welcher hauptsächlich mit Scrum arbeitet, besteht darin, die Vorstellungen des Kunden einzubringen und dadurch den Wert des Endprodukts zu steigern, was wiederum den wirtschaftlichen Erfolg fördert.
Der Product Owner ist dafür verantwortlich, das Produktziel ("Product Goal") zu definieren, dass die verschiedenen Visionen und Perspektiven des Kunden oder des Product Owners selbst umfasst. Diese Visionen können sowohl wirtschaftlicher als auch technischer Natur sein und bilden das Ziel, auf das während der Entwicklung hingearbeitet wird. Daraus ergibt sich die Erstellung aller Aufgaben ("Product Backlog"), die notwendig sind, um das Produkt am Ende zu erstellen. Diese Aufgaben werden priorisiert, so dass die wichtigsten zuerst erledigt werden. Die Beschreibung dieser Aufgaben muss präzise sein, damit jeder im Team versteht, was zu tun ist.
Während der Bearbeitung der einzelnen Aufgaben, steht der Product Owner dem Team jederzeit für eventuelle Rückfragen zur Verfügung. 
Sobald das Team ein nutzbares Teilprodukt ("Increment") erstellt hat, wird dieses vom Product Owner abgenommen. Feedback wird in Meetings gegeben ("Sprint Review Meetings"), wobei der Product Owner entscheidet, ob auch Stakeholder eingeladen werden.
 
Wichtige Fähigkeiten und Qualitäten

Da Product Owner durch ihre Aufgaben maßgeblich für den Erfolg des Produktes verantwortlich sind, sind unternehmerisches Denken und betriebswirtschaftliche Kenntnisse erforderlich. Dies ist besonders wichtig, wenn es um die Priorisierung des Backlogs geht, da einige Aufgaben zunächst wichtiger sind, um das Produkt profitabel zu halten. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, ein Gespür für den Wandel der Zeit zu haben, denn einige Teilprodukte werden vom Markt vielleicht gerade nicht nachgefragt. Wenn also ein Markt gesättigt ist, muss man umdenken und flexibel bleiben. 
Aber auch die Kommunikation ist sehr wichtig, denn wie bereits erwähnt, müssen die Aufgaben des Product Backlogs verständlich definiert und kommuniziert werden. Dies ist nur möglich, wenn auch vernünftig kommuniziert werden kann. Daher ist es von großem Vorteil, wenn der Product Owner gut mit Menschen umgehen und sich entsprechend gut ausdrücken kann.
 
Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit anderen Teams

Wie bereits erwähnt, werden das Product Goal und das Product Backlog festgelegt, auf deren Basis die Developer arbeiten. Es ist jedoch wichtig, dem Team genügend Freiraum zu lassen. Es muss ein gesundes Gleichgewicht zwischen Freiheit und Kontrolle gefunden werden, um gut zusammenarbeiten zu können. Wenn man vorher als Projektmanager gearbeitet hat, ist es besonders schwer, aus dieser Rolle herauszukommen. Deshalb sind die Meetings so hilfreich. Dort werden alle auf den neuesten Stand gebracht, es kann Feedback gegeben werden und die Aufgaben können noch einmal genau erklärt werden.

Produktmanager

Viele der oben genannten Aufgaben können auch einem Produktmanager zugewiesen werden. Im Allgemeinen ist ein Produktmanager für die Planung, Entwicklung und Vermarktung eines Produkts verantwortlich und überwacht dabei den gesamten Produktlebenszyklus - von der Konzeption bis zur Markteinführung und darüber hinaus. Im Folgenden werden die konkreten Aufgaben des Produktmanagers näher erläutert.
 
Definition und Verantwortlichkeiten

Die Hauptaufgabe eines Produktmanagers besteht darin, in enger Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen Produkte zu planen, strategisch auszurichten und erfolgreich zu vermarkten. Dazu analysiert der Produktmanager den Markt, um Trends zu erkennen, Kundenbedürfnisse zu befriedigen und die Wirtschaftlichkeit des Produktes zu sichern. Regelmäßige Analysen helfen, mögliche Marktlücken aufzudecken und die Leistung bestehender Produkte zu bewerten.
Ein wichtiger Aspekt ist, dass der Produktmanager sowohl an der Entwicklung neuer Produkte mitwirken als auch bestehende Produkte pflegen und verbessern kann. Ziel ist immer eine Optimierung, die den Erfolg des Produktes steigert und die Zufriedenheit der Endkunden - also der Anwender oder Nutzer - sicherstellt. Das Einholen von Kundenfeedback ist dabei unerlässlich.
Während der Entwicklung arbeitet der Produktmanager eng mit dem Entwicklungsteam zusammen, indem er Tests durchführt und Feedback einholt. Gleichzeitig unterstützt er das Marketing und den Vertrieb, um eine reibungslose Produkteinführung und -vermarktung zu gewährleisten.
Die Rolle des Produktmanagers zeigt sich in seiner Gesamtverantwortung und in seiner Fähigkeit, effektiv mit verschiedenen Abteilungen zusammenzuarbeiten. Dadurch behält er stets den Überblick über den Erfolg des Produktes.
Darüber hinaus kann es zu den Aufgaben des Produktmanagers gehören, den Zeitplan und das Budget zu überwachen, um eine effiziente Ressourcenzuteilung zu gewährleisten. Diese Bindegliedfunktion ermöglicht eine sinnvolle Koordination und Planung der Ressourcen.
 
Wichtigste Fähigkeiten und Eigenschaften

Da Produktmanager eine Vielzahl von Aufgaben zu erfüllen haben, sollten sie über ein möglichst breites Wissen verfügen. Vor allem aber ist wirtschaftliches und produktspezifisches Know-how gefragt. Denn nur mit ausreichendem Vorwissen kann das Produkt richtig konzipiert und entwickelt werden. Darüber hinaus sollten analytische Kenntnisse vorhanden sein, denn Datenanalysen müssen verstanden werden, um herauszufinden, wie das Produkt funktioniert. 
Aber auch kommunikative Fähigkeiten und Führungsqualitäten sind gefragt, da Produktmanager mit vielen Teams zusammenarbeiten müssen. Einerseits muss die Kommunikation stimmen, um Fehlkommunikation zu vermeiden, andererseits ist es wichtig, als Autoritätsperson ernst genommen zu werden und dies auch in seinen Aussagen zu vermitteln.
 
Wichtigkeit von strategischem Denken und Entscheidungsfindung

Besonders wichtig ist es, noch einmal die Bedeutung des strategischen Denkens hervorzuheben, da der Erfolg des Produktes von einer umfassenden Planung abhängt. Trends in der Branche müssen verfolgt und gegebenenfalls Ideen in eine andere Richtung entwickelt werden. Das bedeutet auch, dass langfristige Ziele entwickelt werden müssen, bei denen es immer wieder zu Herausforderungen kommen kann, denen mit geeigneten Maßnahmen begegnet werden muss. So können auch Ressourcen gezielt eingesetzt werden, um Verschwendung zu minimieren. Nicht zuletzt können so Chancen erkannt und schnell auf Marktveränderungen reagiert werden, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Unterschiede zwischen Product Owner und Produktmanager

Eine fundierte Marktbeobachtung ist für den Product Owner von entscheidender Bedeutung, um eine sinnvolle Priorisierung des Product Backlogs zu ermöglichen. Diese Marktbeobachtung und damit die Berücksichtigung der Kundenbedürfnisse ist aber auch eine zentrale Aufgabe des Produktmanagers. Wie lassen sich also diese beiden Rollen voneinander abgrenzen?
 
Hauptunterschiede in den Verantwortlichkeiten und dem Fokus der beiden Rollen

Der Produktmanager gestaltet die Produktausrichtung durch umfassende Marktforschung, strategische Entwicklung und gezielte Priorisierung. Der Product Owner hingegen konzentriert sich auf die taktische Umsetzung der definierten Ziele, was wohl den Hauptunterschied zwischen den beiden Rollen ausmacht. Diese verschiedenen Herangehensweisen, strategisch versus taktisch, führen zu unterschiedlichen Schwerpunkten und Vorgehensweisen bei der Bearbeitung der Aufgaben, was wiederum die divergierenden Jobbezeichnungen erklärt.
Der Product Owner konzentriert sich vor allem auf die erfolgreiche und transparente Umsetzung des Product Backlogs, um den Wert des Produkts zu maximieren und die effiziente Arbeit der Developer zu gewährleisten. In der Zwischenzeit widmet sich der Produktmanager der Entwicklung und Umsetzung des Produkts im Einklang mit den übergeordneten Zielen der Organisation, wobei er die Produktmanagementprozesse sorgfältig überwacht.
 
Potenzielle Herausforderungen und Konflikte

Abhängig vom gewählten Ansatz können sich die Aufgabenbereiche von Product Owner und Produktmanager überschneiden, daher ist es wichtig, dass bei Projekten, an denen beide Rollen beteiligt sind, klare Trennlinien gezogen werden und jeder seine Verantwortlichkeiten kennt.
Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Wenn Scrum nicht angewendet wird, ist es wichtig zu erkennen, dass der Produktmanager das Entwicklungsteam bei Fragen unterstützt, ihnen aber gleichzeitig genügend Freiraum lässt, damit sie sich entfalten und ein passendes Produkt entwickeln können. Wird hingegen Scrum eingesetzt, ist der Product Owner der primäre Ansprechpartner für die Developer, nicht der Produktmanager.
Diese Abgrenzung ist jedoch nicht immer eindeutig und kann fließende Übergänge aufweisen, was die Umsetzung mitunter erschwert. Dies kann sich negativ auf die Zusammenarbeit auswirken, wie das folgende Beispiel zeigt:
Angenommen, für eine Anwendung soll ein neues Feature entwickelt werden. Der Product Owner hat dazu das Product Goal definiert und mit Elementen aus dem Product Backlog versehen. Sein Hauptaugenmerk liegt darauf, diese Verbesserungen möglichst schnell umzusetzen und die Effizienz der Developer zu steigern. Auf der anderen Seite legt der Produktmanager Wert auf strategische Aspekte wie Marktanalysen und die Erfüllung von Kundenbedürfnissen. Es stellt sich heraus, dass die Endkunden der Anwendung keine neuen Funktionen wünschen, sondern eine Optimierung der bestehenden Funktionen. Diese unterschiedlichen Prioritäten führen zu einem Konflikt, der nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Product Owner und Produktmanager gelöst werden kann.

Zusammenarbeit zwischen Product Owner und Produktmanager

Die Bedeutung einer effektiven Zusammenarbeit zwischen den beiden Rollen

Um bei dem Beispiel zu bleiben: Um den Konflikt zu lösen, müssen sich beide zusammensetzen und das Für und Wider erklären. Warum ist für den einen der technische Aspekt und die schnelle Entwicklung wichtiger und für den anderen die strategische Ausrichtung und die Bedürfnisse der Endkunden? Eine mögliche Lösung könnte sein, die bestehenden Funktionen zu verbessern und erst nach erfolgreicher und positiver Marktanalyse an den neuen Features zu arbeiten. Dies zeigt auch die Wichtigkeit einer effektiven Kommunikation und Zusammenarbeit, da man nicht immer einer Meinung sein kann. Aber mit Kommunikation und einem gemeinsamen Ziel, nämlich einem erfolgreichen Produkt, erreicht man viel.
 
Strategien für eine effektive Kommunikation und Zusammenarbeit

Die Trennung der beiden Rollen ist ein großer Vorteil, um die Kommunikation und Zusammenarbeit zu gewährleisten. Denn sobald das Team und das Produkt zu groß werden, wird es schwierig, den Überblick zu behalten und die vielen kleinen Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen. Deshalb müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um die Vision zum Leben zu erwecken. Der Produktmanager erstellt die Vision und der Product Owner gibt sie an die Developer weiter, damit sie entsprechend umgesetzt werden kann. Wie bereits erwähnt, kann aber auch gemeinsam an der Vision und dem Produkt gearbeitet werden, bevor diese dem Rest des Teams kommuniziert werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass alle hinter dem Produkt stehen und es auch umsetzen wollen.

Fazit

Es ist auf den ersten Blick nicht einfach, den Product Owner vom Produktmanager zu unterscheiden, da viele Aufgaben ineinander übergehen oder zumindest ähnlich klingen. Daher ist es wichtig, die Aufgaben der beiden zu trennen und klare Grenzen zu ziehen, wer wofür verantwortlich ist. Wenn die Grenzen nicht so einfach zu ziehen sind und es zu Überschneidungen kommt, müssen beide miteinander ins Gespräch kommen und Kompromisse eingehen, um den Erfolg des Produkts zu sichern. Der Product Owner kann manchmal auch der Produktmanager sein. Sobald das Team und das Produkt jedoch zu schnell wachsen, ist es wichtig, diese beiden Rollen zu trennen. Auf diese Weise kann sich der Product Owner auf die Entwicklung in einem sich schnell verändernden Umfeld konzentrieren, während der Produktmanager das gesamte Projekt im Auge behält. Und um auf das Beispiel vom Anfang des Textes zurückzukommen: Kundenfeedback gehört in den Aufgabenbereich des Produktmanagers.

Product Owner vs. Produktmanager - Das Logo der IAPM.
Autor: IAPM intern
Schlagworte: Projektmanagement, Product Owner, Produktmanager

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