Ingenieure und Informatiker: Wie arbeiten sie gut zusammen?

Offenbar sind viele Fachleute der Meinung, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren und Informatikern durchaus verbessern lässt und dass in diesem Bereich Handlungsbedarf besteht. Durch die fortschreitende Digitalisierung steht fest, dass gerade diese beiden Berufsgruppen in Zukunft noch enger werden zusammenarbeiten müssen und dass es daher nicht schaden kann, aufeinander zuzugehen und diese Zusammenarbeit vorzubereiten sowie zu fördern. Auf der Webseite der Computerwoche macht sich Michael Sudahl unter der Rubrik „Industrie 4.0 und KI“ Gedanken darüber, wie Ingenieure und Informatiker gemeinsam als Team funktionieren. Er zitiert den technischen Leiter der Saarbrücker Firma DeVeTec, Dominik von Lavante, der der Meinung ist, dass Informatiker und Ingenieure eine sehr ähnliche Sprache sprechen. Spätestens seit Industrie 4.0 weichen sich die Grenzen zwischen Hardware und Software immer mehr auf. Dominik von Lavante kommt selbst aus dem Bereich Maschinenbau und leitet seit einiger Zeit ein Team von Fachkräften aus unterschiedlichen Bereichen. Seit fast 20 Jahren stellt DeVeTech bereits Anlagen her, die der Nutzung von Abwärme dienen. Im Folgenden fassen wir den Artikel für Sie zusammen.
Ein Mann sieht auf einen Laptop, im Hintergrund sind gelbe Maschinen zu sehen.

Vom Ingenieur zum Allround-Techniker

Der technische Leiter des kleinen Erfolgsunternehmens liebte es schon als Jugendlicher, selbst zu programmieren, beschäftigte sich mit seinem Computer und nahm sogar an Programmierwettbewerben teil. Trotzdem hat er sich nach dem Abitur gegen ein Studium im Bereich Informatik entschieden. Seine Begründung hierfür ist, dass er immer schon davon überzeugt war, dass das Programmieren für ihn immer nur ein Werkzeug bleiben würde. Er entschied sich also für den Maschinenbau und promovierte in Stuttgart zum Thema Störungssimulationen an Atomkraftwerken. Später entwickelte der heute 35-jährige für den TÜV-Rheinland eine Software, die der Verfolgung von Reststoffflüssen beim Rückbau von Atomkraftwerken diente. Er wollte mithelfen, Katastrophen wie in Fukushima zu verhindern, indem er ein Sicherheitssystem plante, welches in älteren AKWs nachgerüstet werden könnte, um solche Unfälle zu verhindern. Mit dieser Idee ging der junge Ingenieur auf die Suche nach Investoren und kam dabei mit der Goffin Gruppe in Kontakt, welche erst vor Kurzem die Firma DeVeTech übernommen hat. Nun beschäftigt sich von Lavante mit Abwärmekraftwerken, die bis zu 90% der Prozesswärme von mehr als 250 Grad in Druckluft, in Strom oder auch in Kälte verwandeln können. Von Lavante erhielt ein Stellenangebot, um an dieser Idee der kompakten und effizienten Wärmegewinnungsmaschine weiterzuarbeiten. Technologietransfer ist daher eines seiner Steckenpferde.

Im Team noch besser

Technologietransfer ist ein gutes Stichwort, denn Dominik von Lavante bemängelt, dass seine Firma kaum in der Lage ist, Informatiker auf dem Markt zu finden, die studiert haben und ausreichend Wissen im Bereich des Maschinenbaus mitbringen. Gerade für ein Start-Up Unternehmen ist es natürlich schwer, Fachkräfte mit dieser doppelten Ausrichtung zu finden. Dabei ist es so wichtig, dass in seinem Team beides vertreten ist: Informatikwissen und Maschinenbaukenntnisse. Aktuell sind es die Ingenieure, die bei DeVeTech die Kraftwerke entwickeln und den Bau überwachen. Gleichzeitig arbeiten die Informatiker daran, die Anlagen mit Cloud und Datenbanken zu vernetzen. Es muss schließlich gewährleistet sein, dass die Wartung remote erfolgen kann und Predictive Maintenance mit intelligenten Systemen den Zustand der Maschinen prognostizieren kann. Daher weiß Dominik von Lavante ganz genau, dass es unheimlich wichtig ist, dass Ingenieure und Informatiker eng zusammenarbeiten, gerade weil es keine studierten Fachkräfte gibt, die beide Voraussetzungen mitbringen. Diese Zusammenarbeit könnte aber noch deutlich effizienter gestaltet werden. Er denkt an Deep Learning, welches den Maschinenbauern einfache Aufgaben wie die Findung der Rohrstrecken erleichtern könnte. KI könnte ebenfalls gewinnbringend eingesetzt werden, um bei der Fertigung von bestimmten Teilen Fehler zu erkennen. Fachleute wie Dominik von Lavante sind seit vielen Jahren damit beschäftigt im Rahmen von cyber-physischen Modellen und in virtuellen Kraftwerken Anlagen zu optimieren. Er hebt die Bedeutung der lückenlosen Dokumentation hervor, denn Besitzer und Betreiber dieser Anlagen haben ein steigendes Informationsbedürfnis. Dank der stets besseren Vernetzung können mittlerweile Betreiber alle Prozessdaten in Echtzeit abrufen und Informationen zu jedem noch so kleinen Bestandteil der Anlage einsehen.

Die Suche nach Informatikern

Von Levante betont, dass im Bereich der Sensorik der Bedarf zur Vernetzung noch sehr hoch ist. Bei den einzelnen Prozessen fragen die Ingenieure ihre Informatiker nach smarten Lösungen für einzelne Problemstellungen. Aber die Messtechnik stellt andere Anforderungen, hier müssen beide Berufe von Anfang an einbezogen sein. Welche Daten können wir mit welcher Methode am besten erfassen und wie verarbeiten wir diese Daten? Zu welchem Zeitpunkt? Viele Ingenieure stoßen hier mit ihrer Erfahrung an ihre Grenzen und ihnen fällt es oft leicht, sich grundlegende Kenntnisse im Bereich der Informationstechnologie anzueignen. Er begrüßt es ausdrücklich, dass in vielen Ingenieurstudiengängen mittlerweile auch Kurse im Programmieren angeboten werden. Als Start-Up ist es für seine Firma dennoch nicht leicht, studierte Informatiker zu rekrutieren, die sich ein wenig im Maschinenbau auskennen. Fachkräfte, die im Studium Kenntnisse in beiden Bereichen gesammelt haben, sind rar und bevorzugen Stellen bei Großkonzernen. Zudem fehlt Uniabgängern die Praxis.

Eine komplexer werdende Welt

Michael Sudahl stimmt Dominik von Levante zu, dass es wünschenswert wäre, im Studium die Grenzen zwischen den Ingenieurwissenschaften und der Informatik etwas fließender zu gestalten und Studierenden aus beiden Bereichen mehr Zugang zu den Kursen des jeweils anderen Bereiches zu geben. In einer digitalen Welt voller KI und einer immer engeren Verknüpfung zwischen Hard- und Software werden in Zukunft immer mehr Fachkräfte benötigt werden, die in der Lage sind, Ingenieurswissen und IT zu verbinden und in Kombination anzuwenden. Zudem wird ohnehin alles immer komplexer und die Verflechtungen zwischen Bereichen gewinnen an Bedeutung. Es entstehen täglich neue Schnittstellen, die Experten brauchen, welche sich in beiden Welten auskennen und in der Lage sind, über den Tellerrand zu schauen.
Autorin: IAPM intern 

Schlagworte: Projektmanagement, Team, Software, Erfahrungsbericht

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