Hybrides Projektmanagement vereint unterschiedliche Ansätze

Viele Projektmanager greifen sehr gern auf Hybrides Projektmanagement zurück, da sie sich auf diese Weise aus zwei unterschiedlichen Ansätzen – dem klassischen und dem agilen Projektmanagement – die besten Techniken heraussuchen können. Auf Vogel.de hat sich Monika Zwettler mit dem Thema hybrides Projektmanagement auseinandergesetzt. Sie hat ihren Artikel mit „das Beste aus zwei Welten“ überschrieben – und verweist damit schon genau auf den großen Vorteil von hybridem Projektmanagement. Sie ist davon überzeugt, dass beide Ansätze ihre Schwächen und Stärken haben, auch wenn es in der Fachwelt oft aussieht, als sei eine Art Glaubenskrieg ausgebrochen. Monika Zwettler nimmt in dieser Diskussion eine ungewöhnlich schlichtende und sehr pragmatische Stellung ein. Im Folgenden fassen wir ihren Artikel für Sie zusammen.
Mehrere Hände halten einen Taschenrechner, einen Stift und zeigen auf ausgedruckte Graphen und Tabellen

Risiko des Scheiterns

Ob ein Unternehmen eher zum klassischen Projektmanagement oder zu agilen Methoden neigt, hängt vornehmlich mit der Unternehmenskultur zusammen. Die Hierarchien und die Machtverhältnisse spielen her ebenso eine Rolle wie die Branche, in der das Unternehmen tätig ist. Ob ein Unternehmen erfolgreich ist, hängt nur bedingt mit der Wahl der Methode für das Projektmanagement zusammen, denn allgemein ist es so, dass etwa die Hälfte aller Projekte nicht zum Ende gebracht werden und scheitern. Agile Projekte können ebenso scheitern wie Projekte, die mit der traditionellen Wasserfallmethode durchgeführt wurden. Monika Zwettler führt eine Studie des Forschungsunternehmens Forrester an, welche besagt, dass etwa die Hälfte aller Change-Projekte an der organisatorischen Kollision ihrer Methoden scheitern.

Wasserfallmethode und V-Modell

Nochmal zur kurzen Wiederholung: Das Wasserfallmodell und auch das V-Modell, welches auf dem Wasserfallmodell beruht, bestehen aus wesentlichen Phasen, die aufeinanderfolgen. Diese Phasen sind Analyse, Design, Implementierung, Test und Betrieb. In der ersten Phase werden Lastenhefte angelegt und die Anforderungen definiert. Meist werden große Aufgabenpakete in kleinere Teile gegliedert. In der Phase Design wird eine Lösung erarbeitet. Hier geht es um die Architektur (in der Softwareentwicklung) und um das Systemdesign. Die Phase der Implementierung wird mit einem Software-Produkt abgeschlossen, welches in der Testphase getestet wird. Meist führen die Entwickler auch die Tests aus. Das getestete Produkt, die Beta-Version, wird an zuvor bestimmte Endnutzer gegeben, die das Produkt anwenden und prüfen, ob es die zu Beginn gestellten Anforderungen erfüllt. Erst dann kommt der Release und damit die letzte Phase, der Betrieb. Ursprünglich sollte diese Methode Risiken beim Zeitplan und in der Ressourcennutzung minimieren. Projekte, bei denen sich aller Voraussicht nach an den Anforderungen nichts mehr ändert, können mit dieser Methode oft sehr gut bearbeitet werden. Perfekt ist die Methode für ein Projekt, das exakt nach dem Schema eines bereits abgeschlossenen Projektes ablaufen soll. Vorteile dieser Methode sind, dass Gesetze und Vorschriften einwandfrei eingehalten werden können, falls dies bei den Projekten nötig ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Dokumentation der Phasen umfassend möglich ist. Dies kann bei Projekten im medizinischen Bereich von Bedeutung sein.

Agile Methoden

Agile Methoden sind gezielt in der Softwareentwicklung aufgekommen und auch sehr beliebt, weil gerade in diesem Bereich die Wasserfallmethode oft einfach nicht flexibel genug ist. Sie birgt gerade in der Softwareentwicklung viele Risiken. Auch auf Change-Projekte trifft dies zu. Mit der steigenden Komplexität von Projekten werden agile Methoden immer attraktiver. In der Softwareentwicklung ist das Scrum-Modell daher heute an der Tagesordnung. Beim Scrum wird das Projekt nicht von Anfang bis Ende durchgeplant. Es gibt keine Lastenhefte, sondern eine Vision. Es wird inkrementell und iterativ gearbeitet, also in kleinen Schritten, die aufeinander folgen – mit so vielen Wiederholungsschleifen wie nötig. Die Kernelemente beim Scrum sind das Product Backlog, das Sprint Backlog und das Produkt-Inkrement. Die Kunden und deren Wünsche stehen immer im Mittelpunkt des Geschehens und sind permanent in den Entwicklungsprozess eingebunden. Scrum Projekte sind besonders transparent angelegt und werden nach bestimmten Vorgaben durchgeführt. Trotzdem ist Scrum natürlich kein Garant für einen Erfolg. Als wesentliche Schwachstelle erkennt Monika Zwettler den Moment, in dem die Entwickler die Anforderungen und Wünsche der Nutzer einschätzen und umsetzen müssen. Oft sind die Entwickler auch zu optimistisch und dann dauern die Projekte länger als angesetzt. Dadurch wird es schwierig Ressourcen zu verplanen und zuzuordnen.

Was führt zum Erfolg

Monika Zwettler ist davon überzeugt, dass der Schlüssel zum Erfolg in der Homogenität und der Reife der Teams zu suchen ist. Gerade dies wird in Unternehmen, die vom traditionellen ins agile Management übergehen, oft unterschätzt. Wie kann man also das Beste aus zwei Welten miteinander verbinden? Scrum mal auszuprobieren und gleichzeitig die alten Strukturen unverändert bestehen zu lassen, ist oft problematisch und risikobehaftet. Dennoch muss auch die Übergangsphase gemeistert werden. Monika Zwettler sieht eine klare Kommunikation als einzige Möglichkeit, die Parallelwelten zu managen. Es muss zu jedem Zeitpunkt klar sein, welche Projekte nach welcher Methode durchgeführt werden. Dafür ist es allerdings auch wichtig, dass alle Mitarbeiter zumindest grob die verschiedenen Methoden kennen. Changeprojekte können nötig werden oder auch Innovations- beziehungsweise Akzeptanzprojekte.

Wie geht es weiter?

Neue Mitarbeiter müssen sich im Klaren darüber sein, worauf sie sich einlassen. Stellt man jemanden als agilen Manager ein und setzt ihm dann weitgehend traditionelle Projekte vor, wird er oder sie nicht begeistert sein und nicht die volle Leistung bringen. Idealerweise verschafft sich die Führungsebene einen Überblick über die Methoden und die Ressourcen und entscheidet dann bei jedem Projekt unter Einbindung der Beteiligten, welche Methoden und welche Regeln angewendet werden sollen. Eine Schein-Agilität ist ebenso schädlich für die Produktivität wie ein offener Kampf der Gegner und Befürworter der einzelnen Methoden. Versuchen Sie Verständnis dafür zu schaffen, dass verschiedene Ansätze ihre Berechtigung haben und feiern Sie Erfolge gemeinsam.

Hybrides Management

Monika Zwettler plädiert dafür, durch hybrides Projektmanagement eine ideale Umgebung für alle Projektbeteiligten zu schaffen. Versuchen Sie, ein Team zusammenzustellen, das sich bereit erklärt, undogmatisch nach verschiedenen Methoden zu arbeiten. Arbeiten Sie sich vom Groben ins Feine vor und stellen Sie jedem Projekt eine Analysephase voran, in der die perfekten Methoden erarbeitet und definiert werden sollen. Diese dürfen agil oder traditionell sein. Es besteht die Möglichkeit, ein Projekt ab einem bestimmten Zeitpunkt agil laufen zu lassen oder die einzelnen Phasen des Wasserfalls als Sprints auszuführen. Lassen Sie Ihrer Fantasie und vor allem der Ihres Teams freien Lauf und entwickeln Sie auf diese Weise für jedes Projekt die perfekte hybride Struktur.
Autorin: IAPM intern 

Schlagworte: Projektmanagement, Hybrides Projektmanagement, Methoden

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