Die Dos und Don‘ts im Projektmanagement

Ständig veröffentlichen Experten Artikel, in denen die besten fünf Tipps, die erfolgreichsten zehn Tools oder die lukrativsten 15 Methoden angepriesen werden. Es ist auch einfach eingängiger, wenn mit solchen Listen gearbeitet werden kann. 
 
Werner Kurzlechner hat es in der Couputerwoche mit den Dos und Don‘ts beschäftigt. John Chapman hat es in einem Artikel auf dem Blog der APM einmal andersherum versucht und einen Artikel über die sieben Todsünden im Projektmanagement verfasst. Manchmal kann es tatsächlich helfen, nicht nur zu wissen, was man tun, sondern auch zu wissen, was man tunlichst unterlassen sollte. Er listete die sieben schlimmsten Fehler auf, mit denen jedes Team demotiviert wird und ein erfolgreicher Projektabschluss in garantiert weite Ferne rückt. Gleichzeitig hat eine Studie von Deloitte sich mit den neun Dos beschäftigt. Was sind die Erfolgsfaktoren? Wir fassen neunmal Do und siebenmal Don’t für Sie zusammen.
Ein zerbrochener Glückskeks. Auf dem Zettel steht "You can do it".

Tu das nicht! Die sieben Todsünden.

Inwieweit lassen sich die Todsünden der katholischen Kirche tatsächlich auf das PM übertragen? Es ist gar nicht so weit hergeholt, wie man denken könnte. Kennen Sie das Gemälde von Hieronymus Bosch, auf dem er vor mehr als einem halben Jahrhundert die sieben Todsünden auf sehr anschauliche, grauenhafte Weise verbildlicht hat? Die sieben Todsünden sind Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Neid, Faulheit und Maßlosigkeit.

Der Hochmut manifestiert sich in einem überheblichen Teamleiter, der die Lorbeeren für alle Erfolge erntet und sein Team immer nur kleinmacht und abkanzelt. Klar, dass sich das negativ auf die Motivation auswirkt. Die Habgier zeigt sich in Verhandlungen, in denen um jeden Cent verhandelt wird, selbst wenn noch mehr Spielraum möglich wäre . Wer seine Mitarbeiter um Minuten der Mittagspause bringt oder aus Geiz nicht in ein anständiges Headset, ein Telefon oder ein Computerprogramm investieren will, sorgt für schlechte Stimmung, was die Produktivität drückt.

Wie passt die Wollust hier hinein? Sie ist eher im Sinne von Arroganz und Selbstherrlichkeit zu verstehen. Tritt man als Projektleiter zu allwissend und beherrschend auf, wirkt sich das auch auf keinen Fall positiv auf die Motivation aus. Zorn ist bekanntlich fast überall fehl am Platz. Wer seine Teammitglieder anbrüllt, kommt sicher nicht zum Ziel, erntet Angst, Ablehnung und Widerstand. Neid ist ebenfalls etwas, das Teamwork schon im Keim ersticken kann. Sie wollen ein doppelt so großes Büro wie alle anderen, nur um ihnen zu zeigen, wie wichtig Sie sind? Das wird schief gehen. Faulheit: Wer von seinem Team Höchstleistung erwartet und in kniffligen Phasen auch mal Überstunden und besonderen Einsatz fordert, darf das natürlich nicht nur vom Team fordern, sondern muss es auch mitmachen beziehungsweise vorleben. Ist der Teamleiter nicht mit dem Herzen dabei, sondern lehnt sich entspannt zurück, färbt das schnell auch auf alle anderen ab. Bleibt noch die Maßlosigkeit. Lassen Sie es sich nicht zu gut gehen! Seien Sie nicht verschwenderisch und bleiben Sie am Boden. Das gilt für eigentlich alle Bereiche des Lebens wie des Projektmanagements.

Und nun: Wie macht man es richtig?

Eine Studie von Deloitte, die sich mit den Erfolgsfaktoren in der Projektentwicklung befasst hat, nennt neun Erfolgskriterien. Hierbei bezieht sich Deloitte auf die Olympischen Spiele 2012 in London, bei denen wertvolle Daten gesammelt werden konnten.
  1. Fangen Sie früh an. Richten Sie Ihren Fokus von Anfang an auf Ihr Ziel und betrauen Sie schon in einem sehr frühen Stadium eine kompetente Führungsperson mit der Projektleitung.
  2. Holen Sie sich Unterstützung, und zwar von ganz oben. Die Führungsebene muss hinter jedem Projekt stehen, sonst ist es fast schon zum Scheitern verurteilt. Findet sich sogar vielleicht ein Direktor bzw. eine Direktorin, der oder die sich persönlich in regelmäßigen Abständen um das Projekt kümmern will? Umso besser.
  3. Klar alle Begriffe definieren. Definieren Sie nicht nur Ihre Ziele, Ihre Kriterien, Ihr „Done“, sondern auch zum Beispiel, was Readiness für Sie und für dieses spezielle Projekt bedeutet.
  4. Eine übergeordnete Strategie muss her. Ihre Ziele stehen? Super. Jetzt müssen nur noch für jedes Ziel ein Verantwortlicher und eine Strategie festgelegt werden. So implementieren Sie auch, wenn nötig, am einfachsten neue Strukturen und Ansätze in den Teams.
  5. Ordnen Sie die Readiness-Aktivitäten jeweils einem ganz konkret gefassten Ergebnis des Gesamtprojektes zu.
  6. Verteilen Sie klare Rollen und kommunizieren Sie diese Verteilung. Wer ist wofür zuständig und wer nicht? Binden Sie hier gerne auch externe Partner mit ein. Jedem hilft es, klar zu wissen, wer was tut und wer was lässt. So wird nichts doppelt getan und nichts bleibt liegen.
  7. Versuchen Sie aus Ihren Erfahrungen zu lernen – aus denen vom letzten Projekt aber auch aus denen anderer Projekte, wenn möglich. Stichwort Return of experience. Versuchen Sie, eine Lernkultur zu etablieren und leben Sie diese vor.
  8. Messen Sie den Projektfortschritt kontinuierlich und sprechen Sie darüber. Verbreiten Sie die frohe Kunde, wenn ein Teilerfolg erzielt oder ein Zwischenziel erreicht ist. Das tut gut.
  9. Und last but not least: Immer positiv bleiben. Nichts ist motivierender als Optimismus und wenn Sie es schaffen, diesen zu verbreiten, dann ist Ihr Projekt dem Ziel schon um einiges näher.
Deloitte vertritt in seiner Studie die Ansicht, dass es – und hier kommt wieder Punkt 9 ins Spiel – immer besser ist, sich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren und über die Todsünden gar nicht erst nachzudenken. Nun. Darüber lässt sich natürlich streiten. Ist es besser, die Fehler zu kennen, zu studieren und zu vermeiden oder sich auf die Erfolge zu konzentrieren? Wahrscheinlich liegt der Königsweg – wie so oft – irgendwo in der Mitte.
Autor: IAPM intern 

Schlagworte: Projektmanagement, Tipp, Ratgeber

Die IAPM-Zertifizierung

Die Zertifizierung kann über ein reputiertes Onlineprüfverfahren abgelegt werden. Die Kosten richten sich nach dem Bruttoinlandsprodukt Ihres Herkunftslandes.

Aus dem IAPM Blog

Network Official werden

Wollen Sie sich in Ihrem Umfeld für Projektmanagement engagieren und dazu beitragen, Projektmanagement weiterzuentwicklen? Dann werden Sie aktiv als IAPM Network Official oder als Network Official der IAPM Network University. 


Aufgrund besserer Lesbarkeit nennen wir in unseren Texten meist nur die generische männliche Form. Nichtsdestotrotz beziehen sich die Ausdrucksformen auf Angehörige aller Geschlechter.