Reverse Mentoring – neue Wege des Lernens

Nun ist es jedoch auch im Bereich des Lernens so, dass die Digitalisierung vieles auf den Kopf stellt.
Deshalb möchte ich Sie einladen sich selbst zu fragen: „Wer hat einen großen Wissensschatz im Bereich Digital, von dem andere profitieren können (unter der Voraussetzung, dass dieses Wissen geteilt wird)?“
Nun möchte ich nochmals einen kleinen Ausflug in die Schulwelt machen: Ich habe mich letztens mit dem Vater eines Erstklässlers unterhalten, der mir ein bisschen vom heutigen Schulalltag erzählt hat. Sein Sohn besucht eine gemischte 1./2. Klasse, in welcher Kinder mit unterschiedlichen Wissenslevels zusammen lernen und sich weiterentwickeln (wohlgemerkt handelt es sich hierbei um keine Privatschule, sondern um eine ganz normale staatliche Grundschule). Ein Grundsatz in dieser Klasse ist, dass die Schüler sich in kleinen Gruppen (ohne die Lehrerin/den Lehrer) gegenseitig Dinge erklären und so neues Wissen zum einen vermitteln, als auch vermittelt bekommen. Es ist hierbei jedoch nicht einfach so, dass nur die älteren Schüler (die Zweitklässler) den jüngeren Schülern (Erstklässler) etwas erklären, sondern auch umgekehrt. Dies fördert schon in ganz jungen Jahren ein anderes Mindset der Schüler: Zum einen, dass nicht immer nur der hierarchisch höhere (Lehrer) Wissen top-down vermittelt. Zum anderen, dass Wissen auch selbstorganisiert in kleineren Gruppen vermittelt werden kann.
Genau dieses Mindset, welches die Schüler aus der gemischten Klasse vermittelt bekommen, ist im Rahmen der Digitalisierung von höchster Bedeutung.
Nun zurück zu der oben gestellten Frage, wer einen großen digitalen Wissensschatz hat: Personen, die schon lange mit digitalen Devices leben, gehen anders und selbstverständlicher mit neuen Technologien um und sind zudem meist sehr neugierig, wohin sich die Technologie entwickelt. Diese Personen müssen jedoch nicht unbedingt älter (Stichwort: Digital Natives) oder hierarchisch in Unternehmen höhergestellt sein, um einen größeren digitalen Wissensschatz zu haben. Wäre es nicht ignorant dieses Wissen nicht zu beachten und nicht offen hierfür zu sein?
Über sogenanntes Reverse Mentoring kann dieses Wissen für die gesamte Organisation nutzbar gemacht werden. Hierbei coachen und trainieren jüngere Mitarbeiter mit ausgeprägter Expertise in einem Fachgebiet (z.B. Augmented Reality, Artificial Intelligence oder agiles Projektmanagement) die ältere Generation und hierarchisch höhergestellte Kollegen. Reverse Mentoring bringt neue Impulse, da die Mentoren/Trainer/Coaches die Welt von einem ganz anderen Standpunkt aus betrachten und somit in gewissen Feldern schon führend sind, welche für ihre (älteren) Kollegen zum Teil noch komplettes Neuland bedeuten.
Damit dieses System zum Tragen kommen kann, müssen Unternehmen einen organisatorischen und kulturellen Rahmen schaffen, der Wissensakzeptanz gegenüber Neuartigem ermöglicht und darüber hinaus Neugier weckt. Denn Reverse Mentoring kann nur funktionieren, wenn die gecoachten Personen offen und vorurteilsfrei eine solche Veränderung mittragen und ihren (größtenteils) jüngeren Mentoren vertrauen und bereit sind von diesen zu lernen.
Probieren Sie es aus! Seien Sie neugierig und lassen Sie sich auf Reverse Mentoring ein!
Autor: Julian Knorr, Onestoptransformation
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