Interkulturelle Kompetenz

In der Geschäftswelt und im Projektmanagement spielt das Verhalten eine entscheidende Rolle für den Erfolg von Projekten und den Aufbau von Geschäftsbeziehungen. Dabei sind gutes Benehmen und die Einhaltung von Verhaltensregeln unerlässlich. Insbesondere in einer globalisierten Welt, in der Unternehmen und Projekte oft international ausgerichtet sind, müssen wir uns mit den Sitten und Gebräuchen anderer Kulturen vertraut machen. Denn was in einer Kultur als höflich und angemessen gilt, kann in einer anderen Kultur als unhöflich oder sogar beleidigend aufgefasst werden. Daher ist es notwendig, interkulturelle Kompetenz zu entwickeln und zu fördern, um Fettnäpfchen zu vermeiden und gute Beziehungen aufzubauen.
Ein Mann hält einen Globus

Inhalt

Interkulturelle Kompetenz in der Projektarbeit – Verstehen, Akzeptieren und Zusammenarbeiten

Kultur spielt eine wichtige Rolle in unserem Leben. Ob im Geschäftsleben, in internationalen Beziehungen oder in privaten Begegnungen, kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten prägen unser Handeln und Miteinander. Kultur wird definiert als Zugehörigkeit zu einer Gruppe, sei es eine ethnische Gruppe oder ein Unternehmen, die bestimmte Werte, Normen und Verhaltensweisen teilt, die ihre Mitglieder prägen und voneinander unterscheiden.
Edgar Schein hat die verschiedenen Ebenen von Kultur beschrieben. Die oberflächlichste Ebene besteht aus sichtbaren, aber interpretationsbedürftigen Verhaltensregeln und -ergebnissen. Darunter liegen die Werte und Normen, die teilweise sichtbar, aber auch unbewusst sein können. Die tiefste Ebene bilden die Grundannahmen, die unsichtbar und meist unbewusst sind. Diese Ebenen beeinflussen unser Denken und Handeln in unterschiedlichem Maße.
Um mit Menschen aus anderen Kulturen effektiv kommunizieren und zusammenarbeiten zu können, ist es für Projektmanager wichtig, interkulturelle Kompetenz zu entwickeln. Darunter versteht man die Fähigkeit, kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Dazu gehört auch die Bereitschaft, Unterschiede zu akzeptieren und Verständnis für fremde Weltsichten aufzubringen.
Um interkulturelle Kompetenz zu entwickeln, ist es notwendig, sich mit den kulturellen Unterschieden und Besonderheiten der Regionen und Länder vertraut zu machen, in denen man arbeitet bzw. mit deren Menschen man arbeitet. Eine Möglichkeit dazu sind interkulturelle Trainingsprogramme. Sie vermitteln ein tieferes Verständnis für andere Kulturen und helfen, interkulturelle Missverständnisse zu vermeiden.
Die Entwicklung interkultureller Kompetenz kann dazu beitragen, eine offene und produktive Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern eines internationalen Projektteams oder mit Kunden und Stakeholdern aus verschiedenen Kulturen zu fördern. Wenn Projektmitarbeitende kulturelle Unterschiede verstehen und akzeptieren, können sie besser auf die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Kollegen und Kunden eingehen. Dies führt zu einer effektiveren Zusammenarbeit und trägt letztlich zum Projekterfolg bei.

Affektive, pragmatische und kognitive Fähigkeiten

Um interkulturelle Kompetenz zu erlangen, ist es wichtig, spezifische Fähigkeiten zu entwickeln. Diese können in drei Kategorien unterteilt werden: affektive, pragmatische und kognitive Fähigkeiten.
Affektive Fähigkeiten beziehen sich auf die emotionale Ebene und ermöglichen es Projektmanagern, Empathie zu zeigen und eine positive Einstellung gegenüber anderen Kulturen zu entwickeln. Dabei ist es besonders wichtig, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und kulturelle Unterschiede zu akzeptieren. Pragmatische Fähigkeiten hingegen beziehen sich auf die konkrete Anwendung von Wissen in einer bestimmten Situation. Dazu gehört die Fähigkeit, kulturelle Codes zu erkennen und sich ihnen anzupassen sowie effektiv in einem interkulturellen Umfeld zu kommunizieren. Kognitive Fähigkeiten betreffen das theoretische Wissen, das notwendig ist, um kulturelle Unterschiede zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Kenntnisse über kulturelle Hintergründe und Traditionen sowie Verhaltensregeln und Umgangsformen sind hier von entscheidender Bedeutung.
Die Kombination dieser drei Fähigkeiten - Wissen, Können und Einfühlungsvermögen - legt den Grundstein für eine erfolgreiche interkulturelle Zusammenarbeit. Die Fähigkeiten Können und Einfühlungsvermögen können im Laufe der Zeit durch praktische Erfahrung verbessert werden, während das theoretische Wissen im Vorfeld erworben werden kann und muss. Projektmanager sollten über kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Kulturen informiert sein, um ihre interkulturelle Kompetenz zu verbessern. Dabei sind Aspekte wie Körperkontakt, Respektbekundungen, Tischmanieren, Arbeits- und Führungsstile, Hierarchien und Kleiderordnung zu berücksichtigen. Eine verlässliche Quelle für dieses Wissen ist unerlässlich.

Vorteile interkultureller Kompetenz in der Geschäftswelt und im Projektmanagement

Ein Projektmanager, der sich mit interkultureller Kompetenz auseinandergesetzt hat und weiß, wie er das erworbene Wissen anwenden kann, hat einige Vorteile gegenüber einem Projektmanager, der sich nicht mit anderen Kulturen auseinandergesetzt hat. Derjenige, der sich mit anderen Kulturen und im Idealfall mit den Kulturen, mit denen er arbeitet, auseinandergesetzt hat, ist sich bewusst, dass es eine Reihe von Stolpersteinen und Fettnäpfchen gibt, in die er treten kann. Er kennt die schwerwiegendsten Fehler, die er vermeiden muss, aber er weiß auch, dass er in ein Fettnäpfchen treten kann, das er vorher nicht kannte. Für diesen Fall sollte er wissen, wie er zu reagieren hat. 
Da Projekte häufig von Teams aus verschiedenen Kulturen bearbeitet werden, können unangemessene Kommunikation oder Fehlinterpretationen schnell eskalieren, zum Beispiel aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen von Pünktlichkeit oder Genauigkeit. Ebenso können Gesten oder Normen in einer Kultur als unhöflich oder respektlos empfunden werden, die in einer anderen Kultur völlig akzeptabel sind. Ohne Kenntnis der kulturellen Unterschiede können solche Missverständnisse zu Konflikten führen. Wenn sich Projektmanager der (subtilen) kulturellen Unterschiede bewusst sind, können sie unbeabsichtigte Missverständnisse und die daraus resultierenden Konflikte vermeiden. Nicht nur die Zusammenarbeit im Team wird dadurch entspannter, auch Verhandlungen und Diskussionen können konstruktiver gestaltet werden und zu besseren Ergebnissen führen.
Interkulturelle Kompetenz hilft nicht nur, Stolpersteine und Missverständnisse zu vermeiden, sondern erleichtert auch den Aufbau guter Beziehungen. In vielen Kulturen ist es üblich, eine Beziehung aufzubauen, bevor ein Geschäft abgeschlossen wird. Projektmanager, die sich die Zeit nehmen, die Kultur und die Menschen, mit denen sie arbeiten, besser kennen zu lernen, können mehr Vertrauen aufbauen und eine bessere Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit schaffen. Daraus entstehende Geschäftsbeziehungen sind stabiler und langfristiger.

Abschließende Worte

Interkulturelle Kompetenz ist deshalb von Bedeutung, weil durch angemessenes, respektvolles und angepasstes Verhalten Fettnäpfchen vermieden und gute Beziehungen schneller aufgebaut werden können. So kann eine stabile Geschäftsbeziehung aufgebaut und effizient am Projekt gearbeitet werden. Jeder Projektmanager weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig gute Beziehungen im Rahmen eines Projekts sind. Verhandlungen und Gespräche können fruchtbarer verlaufen und Missverständnisse können vermieden werden, wenn man weiß, wie in der jeweils anderen Kultur mit Problemen und Hindernissen umgegangen wird. Wer interkulturelle Kompetenz trainiert und unter Beweis stellt, hat bessere Chancen, seine Ziele zu erreichen. Wer tolerant, flexibel und anpassungsfähig auftritt, wirkt sowohl auf andere Projektbeteiligte als auch auf Auftraggeber, Kunden und Behörden sympathischer und gleichzeitig professioneller. Aufgeschlossenheit und der Wille, sich mit dem Partner oder Gegenüber auseinanderzusetzen, werden fast immer positiv bewertet, auch wenn mal etwas nicht perfekt läuft. Glänzen Sie mit Wissen, aber scheuen Sie sich auch nicht, Ihr Gegenüber nach etwas Bestimmtem zu fragen. Vergessen Sie die menschliche Komponente nicht und lassen Sie sich von Einfühlungsvermögen und professioneller Freundlichkeit leiten.

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Autor: IAPM intern
Schlagworte: Projektmanagement, Interkulturelle Kompetenz, Softskills

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