Mentoring im PM-Team: Was muss beachtet werden

Mentoring gab es schon im alten Griechenland, wahrscheinlich auch bereits lange vorher. Die Beziehung zwischen einem Meister oder einer Meisterin und seinen Schülern wird bis heute in vielen Lebensbereichen und in der Berufswelt eingesetzt. In allen Fächern und Branchen gibt es Schüler und Meister sowie zahlreiche Menschen, die irgendwo dazwischen liegen. Während es im Handwerk gang und gäbe ist, dass Meister ihren Schützlingen das Handwerk vermitteln, ist Mentoring in anderen Bereichen weniger präsent. Es ist dennoch naheliegend, dass es auch im Projektmanagement Mentoring gibt. Tatsächlich gibt es im praktischen Projektmanagement in letzter Zeit einen Ansatz, der das klassische Lehrer-Schüler-Verhältnis wieder salonfähig machen oder zumindest die Aufmerksamkeit darauf lenken will.
Ein älterer Mann erklärt einem jüngeren etwas, was auf einem Zettel steht.

Wissen weitergeben

Für Projektmanagement gibt es zumindest auf breiter Ebene noch keine klassische Ausbildung, aber das bedeutet nicht, dass es kein Mentoring gibt, denn im Grunde ist die Wissensweitergabe von erfahrenen Projektmanagern an Young Professionals oder an Absolventen, die gerade im Beruf Fuß fassen, nichts anderes. Im Mentoring geht es hauptsächlich um den Aufbau einer Mentoren-Beziehung zwischen Meister und Schüler, wobei der Begriff Meister im Alltag wohl nur scherzhaft gebraucht wird. Schließlich sind wir nicht mehr bei Sokrates und Platon, sondern in einer modernen Projektmanagement-Umgebung tätig. Sinnvoll ist das Mentoring im Projektmanagement nicht nur für Berufseinsteiger, sondern auch bei Quereinsteigern. Viele Projektmanager kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen in den Beruf und bringen hochwertige Fachkenntnisse mit. Sie müssen das Handwerk des PM allerdings noch lernen. Was bietet sich hier besser an, als von den Kollegen zu lernen? Kaum jemand hat mit 50 noch Zeit oder Lust, ein Jahr an der Uni einzuschieben. Selbstverständlich ist Projekterfahrung etwas Wertvolles, man nicht so nebenbei jemand anderem erklären kann. Aber genau das ist einer der Gründe dafür, dass sich Mentoring perfekt eignet, um das Wissen weiterzugeben.

Ein richtig guter Mentor

Nachwuchskräfte werden ebenso gesucht wie gute Mentoren. Erfahrung ist im Projektmanagement ein fast unersetzliches Gut und wer auf zehn oder fünfzehn Jahre Projektbegleitung zurückblicken kann, hält damit schon eine Qualifikation fürs Mentoring in Händen. Es gibt jedoch Eigenschaften und Fertigkeiten, die besonders gefragt sind und die einen richtig guten Mentor ausmachen. Zunächst einmal sollte sich jeder, der eine Mentoring-Aufgabe übernimmt, darüber im Klaren sein, dass er oder sie nicht wie Sokrates auf ein Podest gestellt und von nun an gesellschaftliches Ansehen genießen wird. Vielmehr bedeutet Mentoring mehr Arbeit und mehr Zeitaufwand. Das schwierigste ist wohl der Aufbau einer fruchtbaren Beziehung zwischen Mentor und Mentee, also dem Schützling. Hier müssen gegenseitiger Respekt und Sympathie vorherrschen, sonst besteht die Gefahr, dass der Mentee sich bevormundet fühlt, was der Sache nicht zuträglich ist.

Mentoring – Ziele und Vorbereitung

Damit das Mentoring ein Erfolg wird, ist es sinnvoll, von Anfang an klar abzustecken, wohin die Fahrt gehen soll. Im Grunde ist das Mentoring ein Projekt, das auch ähnlich vorbereitet werden sollte. Legen Sie gemeinsam offen und klar fest, was die Ziele des Mentorings sind, wie es ablaufen soll und in welchen Kanälen, wie häufig und in welchem Umfang die Zusammenarbeit idealerweise ablaufen wird. Als Mentee wie auch als Mentor ist es immer ratsam, in den ersten Tagen und Wochen genau in sich hineinzuhören, um zu erkennen, ob die Harmonie im Mentoring stimmt. Gegebenenfalls lehnen Sie eine Zusammenarbeit lieber ab, bevor Sie sich in ein langfristiges Projekt stürzen, denn es ist schwierig von jemandem, für den die Sympathie fehlt, Ratschläge anzunehmen oder andersherum, so jemanden mit Wohlwollen zu coachen. Die zwischenmenschliche Ebene spielt eine enorme Rolle. Wenn Sie sich aber tatsächlich auf ein Mentoring-Programm einigen, steht Ihnen auf beiden Seiten eine spannende Zeit bevor. Bereiten Sie sich gut vor! Ihre Erfahrung allein wird Sie nicht zu einem guten Mentor machen. Sie müssen bereit sein, auf die besonderen Ansprüche und Bedürfnisse der Mentee einzugehen. Es werden viele Ideen und Fragen kommen, die Sie ernst nehmen und auch beantworten sollten.

Eine Partnerschaft für eine gewisse Zeit

Nun vertiefen Sie sich gemeinsam als Team in ein Projekt. Das learning by doing spielt im Mentoring ebenso eine wichtige Rolle wie das Zusehen und Nachmachen. Nehmen Sie sich Zeit, um auf Ihr Gegenüber einzugehen. Auch als Mentee werden an Sie gewisse Anforderungen gestellt. Wenn Sie sich vom Mentoring nur punktuellen Input und Antworten auf konkrete Fragen erwarten, dann können Sie das auch einfacher haben, ohne den Weg des Mentoring zu gehen. Wenn Sie sich aber darauf einlassen und tatsächlich ein Projekt gemeinsam begleiten, werden Sie in Sachen Strukturierung, Vorgehensweise und Problemlösung so machen Aha-Effekt spüren. Daher sollte ein Mentoring-Plan erstellt werden, der verschiedene Phasen des Mentoring-Projekts umfasst und beiden Seiten einen Fahrplan zeigt. Wie immer im Projektmanagement ist es natürlich erlaubt, den Mentoring-Fahrplan unterwegs anzupassen, wenn sich das als sinnvoll erweist. Ein oder zwei Evaluierungstermine sollten also auch eingeplant werden. Idealerweise gehen am Ende beide Parteien mit neuen Erkenntnissen und Fertigkeiten aus dem Mentoring hervor. Nutzen Sie die Chance, wenn sie sich Ihnen bietet!
Autorin: IAPM intern 

Schlagworte: Projektmanagement, Team, Ratgeber, Tipps

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