5 praktische Strategien zur Verbesserung der Zusammenarbeit in der Softwareentwicklung

Die Zusammenarbeit in der Softwareentwicklung ist entscheidend für erfolgreiche, innovative Produkte – und dennoch bleibt sie für viele Teams eine große Herausforderung. Tatsächlich sind 86 % der Führungskräfte und Unternehmensleiter überzeugt, dass sie aufgrund unzureichender Teamwork-Praktiken nicht das volle Potenzial ihrer Teams ausschöpfen können. Nur wenige Unternehmen verfügen über wirklich wirksame Methoden – und von ihnen kann man viel lernen.
In meinen Gesprächen mit zahlreichen Entwicklern zeigt sich immer wieder eines: Schon kleine, pragmatische Veränderungen können die Zusammenarbeit spürbar verbessern. In diesem Artikel werfen wir daher einen Blick auf die häufigsten Hürden, mit denen Softwareteams konfrontiert sind, und stellen einfache Maßnahmen vor, mit denen Sie die Zusammenarbeit nachhaltig stärken können.
Zuvor wollen wir jedoch verstehen, inwiefern sich die Zusammenarbeit in der Softwareentwicklung von anderen Bereichen unterscheidet.
Mehrere Hände verschiedener Personen liegen übereinander in einer Geste der Zusammenarbeit.

Inhalt

Was zeichne die Zusammenarbeit in der Softwareentwicklung aus?

Die Zusammenarbeit in der Softwareentwicklung ist ein hochdynamischer Prozess. Um eine gemeinsame Vision umzusetzen, müssen verschiedene Rollen, Tools und Arbeitsabläufe nahtlos ineinandergreifen. Die Softwareentwicklung zeichnet sich insbesondere durch Folgendes aus:
 
  • Funktionsübergreifende Zusammenarbeit: Entwickler, Designer, Tester, Projektmanager und Produktmanager müssen zusammenarbeiten, wobei sie in Bezug auf ihre Ziele oft „verschiedene Sprachen” sprechen. 
  • Wechselbeziehungen: In der Softwareentwicklung sind die Aufgaben in hohem Maße voneinander abhängig. Diese Wechselbeziehungen machen eine ständige Kommunikation und Koordination in Echtzeit unerlässlich, damit sich Änderungen in einem Bereich nicht auf andere Bereiche auswirken.
  • Echtzeit-Problemlösung: Softwareprojekte sind in hohem Maße iterativ und bestehen aus schrittweisen Verbesserungen. Dies erfordert nachhaltige Anstrengungen, um den Überblick zu behalten und alle Beteiligten auf dem gleichen Stand zu halten. 
  • CI/CD: Das dynamische Konzept der ständigen Integration und kontinuierlichen Bereitstellung erfordert eine häufigere Zusammenarbeit der einzelnen Personen als in traditionellen Projektumgebungen. 
  • Starke Abhängigkeit von einzelnen Tools: Von Versionskontrollsystemen bis hin zu Designplattformen bieten die von den einzelnen Teammitgliedern verwendeten Tools keinen strukturierten Informations- und Wissensfluss.
  • Remote- und asynchrone Arbeit: Da hybride und Remote-Arbeitsumgebungen für Arbeitssuchende immer wichtiger werden, ist es schwierig, sich auf ein einziges Ziel mit mehreren dynamischen Elementen zu einigen.
Viele Softwareteams setzen auf agile Methoden, um diese Anforderungen zu bewältigen. Iterative Entwicklung in kurzen Zyklen, sogenannte Sprints, unterstützt die Abstimmung, fördert kontinuierliches Feedback und erhöht die Anpassungsfähigkeit an sich wandelnde Anforderungen. Trotz dieser Vorteile stehen Teams jedoch weiterhin vor Herausforderungen, die ihre Effektivität beeinträchtigen können.

Herausforderungen bei der Zusammenarbeit in der Softwareentwicklung

In der Regel besteht ein Softwareentwicklungsteam aus Fachleuten mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen: Frontend-Entwickler, Backend-Ingenieure, UX-Designer, QA-Tester, Produktmanager und mehr. Jeder Aufgabenbereich bringt einzigartiges Fachwissen mit sich, aber auch einzigartige und doch recht häufige Herausforderungen:
 
  • Missverständnisse: Diese können leicht auftreten, wenn es viele Übergaben zwischen den Aufgabenbereichen gibt, was zu Engpässen und Verzögerungen im Projektzeitplan führt. Beispielsweise kann es vorkommen, dass eine Änderung der Prioritäten durch einen Produktmanager nicht effektiv an die Entwickler weitergegeben wird, was zu vergeblicher Arbeit oder Terminüberschreitungen führt.
  • Sich schnell ändernde Anforderungen: Im Gegensatz zu traditionellen Projekten haben Softwareentwicklungsprojekte keinen klar definierten Umfang. Mit anderen Worten: Das Endziel kann sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln, sodass möglicherweise mehr Fachexperten mit unterschiedlichen Perspektiven benötigt werden.
  • Emotionale Dynamik: Entwickler stehen aufgrund enger Fristen oder komplexer Projektanforderungen oft unter hohem Druck. Leider kann dies manchmal zu Konflikten hinsichtlich der Prioritäten führen. 
  • Asynchrone Arbeitszeiten: Da viele Softwareteams remote oder an verschiedenen geografischen Standorten arbeiten, wird die sofortige Kommunikation zu einer Herausforderung. Der Mangel an persönlicher Interaktion kann die Fähigkeit beeinträchtigen, nonverbale Signale zu erkennen, die für eine effektive Zusammenarbeit entscheidend sind. 

Strategien zur Verbesserung der Zusammenarbeit in der Softwareentwicklung

Zusammenarbeit fördern

Zusammenarbeit ist vom ersten Tag eines Softwareentwicklungsprojekts an entscheidend – wird jedoch nicht immer von allen Beteiligten gleichermaßen wahrgenommen. Gerade zu Beginn konzentrieren sich zentrale Stakeholder wie Projektmanager, Product Owner und Business Analysten häufig auf die Definition der Projektziele. Dadurch kann unbeabsichtigt eine Distanz zwischen ihnen und dem Entwicklungsteam entstehen.
 
Um Missverständnissen vorzubeugen, sollte die Förderung echter Zusammenarbeit bereits im Onboarding beginnen. Gehen Sie dabei über den Austausch über Rollen, Fähigkeiten und Erfahrungen hinaus. Ermöglichen Sie informelle Gespräche, bei denen Teammitglieder persönliche Interessen teilen und eine Beziehung aufbauen. Eine gute zwischenmenschliche Basis erleichtert später offene, konstruktive Diskussionen.

Kommunikation priorisieren

Softwareentwicklung ist ein technischer Bereich, in dem Missverständnisse schnell schwerwiegende Folgen haben können. Schon ein einzelner Kommunikationsfehler kann zu Fehlentwicklungen führen, die später nur mit großem Aufwand korrigiert werden können. Deshalb sollte die Einrichtung klarer Kommunikationswege und -protokolle bereits in der Planungsphase höchste Priorität haben.
Ein zentraler Kanal für Updates, Feedback und Diskussionen hilft, Informationsverluste zu vermeiden und alle auf dem gleichen Stand zu halten. Da Teams jedoch oft wenig Zeit für manuelle Statusupdates haben, lohnt sich der Einsatz digitaler Projektmanagement- und Kollaborationstools. Sie automatisieren Routineaufgaben und schaffen Raum für das Wesentliche: hochwertigen Code zu schreiben und zu liefern. 

Strukturierte Praktiken zum Wissensaustausch

Der Wissensaustausch sollte ein integraler Bestandteil jeder Organisation sein, um eine auf Zusammenarbeit ausgerichtete Arbeitskultur zu schaffen. Insbesondere in der Softwareentwicklungsbranche ist der Wissensaustausch ein grundlegender Prozess, da die Teams aus hochspezialisierten Experten bestehen. Im Laufe der Zeit entwickeln sich die Prozesse, Tools und Arbeitsweisen in unterschiedliche Richtungen. Dies führt zu einem unbeabsichtigten Nebeneffekt, der als Wissenssilos bezeichnet wird.
Der beste Weg, mit Wissenssilos umzugehen, besteht darin, bewusst Gelegenheiten zu schaffen, bei denen Teammitglieder offen über ihre Arbeit sprechen können. Veranstalten Sie wöchentliche Zusammenarbeitstreffen, bei denen Entwickler aus verschiedenen Teams über die Schwierigkeiten, Ansätze und neuen Lösungen berichten, denen sie begegnet sind. In der Praxis kann dies teamübergreifende Code-Walkthroughs umfassen, bei denen Teammitglieder ihre Herangehensweise an die Problemlösung erläutern und allen Beteiligten technische Erläuterungen geben. Um sicherzustellen, dass keine dieser Bemühungen umsonst sind, können Sie digitale Diskussionsforen einrichten, um diese Lernaustauschsitzungen und Entdeckungen auf gut organisierte und zugängliche Weise zu verfolgen und aufzuzeichnen.

Rahmenbedingungen für gemeinsame Entscheidungsfindung

Softwareentwicklungsprojekte sind oft von lebhaften Diskussionen und Debatten geprägt. Manchmal besteht jedoch ein unausgesprochener Druck, sich den anderen anzuschließen, was oft fälschlicherweise als gemeinsame Entscheidungsfindung verstanden wird. Menschen neigen von Natur aus dazu, Konsens zu suchen, was es für Einzelpersonen schwierig macht, sich dem Einfluss kollektiver Meinungen oder vorherrschender Normen zu entziehen. Dies könnte durch die Einführung eines teamweiten Meinungsbildungsprozesses vermieden werden. Beispielsweise ein „Request for Comments” (RFC)-Prozess für organisatorische und technische Entscheidungen. Auf jede Entscheidung folgt eine strukturierte Diskussionsphase, in der alle eingeladen sind, ihre Bedenken zu äußern und ihre Meinung zu sagen. Auch hier kann es von großem Vorteil sein, nicht nur die getroffenen Entscheidungen, sondern auch alle alternativen Entscheidungen und die dahinterstehenden Gründe zu dokumentieren. Darüber hinaus verbessert die Rotation der Verantwortlichkeiten für diese Sitzungen die Verantwortlichkeit und das Vertrauen zwischen den Teammitgliedern.

Retrospektiven und Synchronisationsrituale

Standardmäßige Zusammenarbeitspraktiken reichen oft nicht aus, um eine effektive Zusammenarbeit zwischen Softwareentwicklungsteams zu fördern. Tägliche Stand-up-Meetings werden zu Status-Update-Meetings, Sprint-Planungen zu Top-down-Aufgabenzuweisungen und Retrospektiven entweder zu langweiligen Schritt-für-Schritt-Checklisten-Aktivitäten oder zu unproduktiven Parlamentssitzungen, in denen mit dem Finger auf andere gezeigt und Schuldzuweisungen gemacht werden. Der Fehler liegt in unserer Wahrnehmung dieser Rituale. Anstatt sie als Mittel zur Reflexion und zum kontinuierlichen Lernen zu betrachten, neigen Teams dazu, sie als Endpunkte zu sehen, die es zu erreichen gilt.
Sie können diese Sitzungen kooperativer gestalten. Machen Sie Stand-up-Meetings interaktiv, indem Sie die Teammitglieder auffordern, unterschiedliche Perspektiven zu Herausforderungen einzuholen, anstatt nur über den Status zu berichten. Bei der Sprint-Planung können Sie die Teammitglieder bitten, ihre Bedenken und Meinungen proaktiv zu äußern. Einfache Änderungen, wie die Rotation der Moderatorenrollen, die Einbindung von Pair-Programming-Diskussionen oder das Hinzufügen von technischen Story-Sharing-Segmenten, können diesen Sitzungen neues Leben einhauchen und sie zu wertvollen Kontaktpunkten für die Zusammenarbeit im Team machen.

Fazit

Zusammenarbeit erfordert häufige Kommunikation und Wissensaustausch. Die Investition von Zeit in den Aufbau von Systemen und Rahmenwerken für beides kann langfristig Aufwand sparen. Gut dokumentierte Gespräche und Entscheidungen können Entwicklern helfen, schneller und ohne Hindernisse voranzukommen. 

Strategien zur Verbesserung der Zusammenarbeit in der Softwareentwicklung - der Autor
Autor: Sandeep Kashyap, der CEO von ProofHub, kann auf mehr als 25 Jahre Erfahrung in der IT-Branche zurückblicken. Er ist eine anerkannte Koryphäe und steht für Innovation und Agilität. Seine Beiträge erstrecken sich auf die Bereiche Projektmanagement, Führungsqualitäten, Wachstum und Unternehmertum. Der Erfolg von ProofHub zeugt von seiner praktischen Expertise. Kashyap gilt als eine der führenden Stimmen auf LinkedIn und liefert mit seinen Beiträgen wertvolle Erkenntnisse für Führungskräfte und Fachleute, die ein florierendes Arbeitsumfeld schaffen möchten.
Schlagworte: Projektmanagement, Softwareentwicklung

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