Teamarbeit durch psychologische Sicherheit verbessern

Teamarbeit kann Segen und Fluch zugleich sein: Ist das Team gut eingespielt oder kommuniziert gut, bringt Teamarbeit einen echten Mehrwert für alle Beteiligten. Ist jedoch „der Wurm drin“, kann die Produktivität des Teams ebenso leiden wie die Motivation der Teammitglieder. Woran liegt es aber, dass manche Teams reibungslos und effizient zusammenarbeiten, während andere schon früh scheitern? Ein Grund kann die psychologische Sicherheit des Teams sein. Obwohl die Rahmenbedingungen ähnlich sind, kann es zu signifikanten Unterschieden in der Teamleistung kommen, wenn diese nicht gewährleistet ist.
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Was ist psychologische Sicherheit und warum ist sie wichtig für die Teamarbeit?

In den letzten Jahren taucht im Zusammenhang mit Teamarbeit und Führungskräfteentwicklung immer häufiger der Begriff "psychologische Sicherheit" auf. Aber was genau bedeutet dieser Begriff und warum ist er so wichtig für die Zusammenarbeit in Teams? Psychologische Sicherheit beschreibt vereinfacht das Gefühl, welches Teammitglieder haben, wenn sie ihre Meinungen und Ideen frei äußern können, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Wenn diese in einem Team vorherrscht, fühlen sich die Teammitglieder ermutigt, ihre Meinungen und Ideen mit ihren Kollegen zu teilen, auch wenn diese Meinungen von denen der anderen Teammitglieder abweichen oder kontrovers sind. Sie vertrauen darauf, dass ihre Kollegen die Beiträge wertschätzen und konstruktiv damit umgehen. 
Ein Mangel kann daher gravierende Folgen für die Zusammenarbeit haben: In einem Team, in dem sich die Teammitglieder nicht ermutigt fühlen, ihre Meinung frei zu äußern, werden weniger kreative Ideen und damit weniger Lösungsansätze entwickelt. Ideen oder Vorschläge können aus Angst vor Kritik oder Ablehnung zurückgehalten werden, was dazu führen kann, dass wichtige Punkte nicht angesprochen werden. So kann es z. B. sein, dass Risiken nicht aufgezeigt werden, weil die Person, die das Risiko sieht, nicht als Pessimist gelten will. Dies kann zu einer Gruppendynamik führen, in der sich alle in die gleiche Richtung bewegen, ohne dabei andere Perspektiven zu berücksichtigen. Wenn eine Person das Gefühl hat, ihre Meinung nicht frei äußern zu können oder zu dürfen, fühlt sie sich nicht gehört oder wertgeschätzt - die Motivation und das Engagement leiden darunter und es ist eine Belastung für die Person, die zu Stress und Frustration führen kann.

Wie kann psychologische Sicherheit gefördert werden?

Psychologische Sicherheit ist eine Grundvoraussetzung für gute Teamarbeit. Ein sicheres Arbeitsumfeld kann zu mehr Effizienz und Innovation führen, daher sollten Projektmanager Maßnahmen ergreifen, um die psychologische Sicherheit in ihren Teams zu fördern. Diese Maßnahmen können in kommunikationsbezogene und teambezogene Maßnahmen unterteilt werden. Bevor jedoch Maßnahmen ergriffen werden, ist es wichtig, den Status quo zu erfassen. Es geht darum, die Effektivität der Teamarbeit zu bewerten und zu hinterfragen. Dabei können Fragen gestellt werden wie: Wo liegen die Potenziale des Teams, gibt es Blockaden und was sind die Ursachen bzw. welche Probleme führen dazu, dass das Ziel nicht erreicht wird. Eine weitere effektive Möglichkeit, die Bedürfnisse des Teams zu ermitteln, ist die Bereitstellung von Feedback-Formularen oder "Vorschlagskästen", die es den Teammitgliedern ermöglichen, ihre Meinungen und Gefühle frei zu äußern. Anschließend werden mögliche Maßnahmen in Betracht gezogen.
 
Kommunikationsspezifische Maßnahmen:
 
  1. Verbesserung der eigenen Kommunikation: Dazu gehört nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch Mimik und Gestik. Zu einer guten Kommunikation gehört es, negative Äußerungen wie Beleidigungen, sarkastische Bemerkungen und abwertendes Verhalten wie Augenrollen zu vermeiden. Stattdessen sollten aktives Zuhören und eine respektvolle Gesprächskultur gepflegt werden. Es sollte ein Bewusstsein dafür entwickelt werden, wie das Gesagte auf den Gesprächspartner wirken kann und ob man etwas verbal oder nonverbal wirklich so vermitteln will.
  2. Förderung einer offenen Kommunikation: Führungskräfte sollten eine Kultur der offenen Kommunikation schaffen, in der Teammitglieder ermutigt werden, ihre Meinungen und Ideen frei zu äußern. Sie sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Indem sie ihre eigenen Gedanken und Meinungen mitteilen und Feedback annehmen, fördern sie eine Kultur der Offenheit und schaffen eine Atmosphäre des Vertrauens. Es kann hilfreich sein, gemeinsam mit dem Team einen Verhaltenskodex aufzustellen, der die Verpflichtung zu offener Kommunikation und gegenseitigem Respekt betont und als Leitfaden für alle Teammitglieder dient. Dazu gehört insbesondere, dass auf Meinungen und Ideen angemessen, d. h. mit Einfühlungsvermögen und Respekt, reagiert wird, was zum nächsten Punkt führt.
  3. Förderung von Empathie und Respekt: Führungskräfte sollten sicherstellen, dass alle Teammitglieder unabhängig von ihren Meinungen oder Perspektiven respektiert und geschätzt werden. Empathie und Mitgefühl tragen dazu bei, dass sich die Teammitglieder sicher und unterstützt fühlen und das Vertrauen haben, ihre Meinungen und Ideen zu teilen. Denn wenn eine positive Reaktion erfolgt, auch wenn die Meinung oder Idee nicht geteilt wird, traut man sich trotzdem, sie weiterhin zu äußern. Es sollte daher vermieden werden, mit negativen verbalen oder nonverbalen Äußerungen zu reagieren, auch wenn die Meinung oder Idee später abgelehnt wird. Aber auch die Aufnahme der Idee in das Protokoll zeigt Respekt. Daher sollte eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung gegenüber allen Teammitgliedern gefördert werden. Durch den Austausch von Geschichten und Perspektiven und die Betonung der Bedeutung von Diversität und Inklusion kann ein Raum geschaffen werden, in dem Unterschiede als Stärke betrachtet werden und in dem sich alle Teammitglieder wohl fühlen.
  4. Durchführung von regelmäßigen Feedback-Sitzungen: Eine Kultur der offenen Kommunikation und des Feedbacks kann durch regelmäßige Feedbackrunden etabliert werden. Dabei sollten alle Teammitglieder gleichermaßen die Möglichkeit haben, konstruktives Feedback zu geben und positive Anerkennung zu erhalten. Dies kann dazu beitragen, dass sich die Teammitglieder wohl fühlen und jede Idee ernst genommen wird. Ermutigen Sie alle, ihre Ideen und ihr Feedback offen mitzuteilen, und machen Sie deutlich, dass diese wertgeschätzt werden. Denn nur durch Feedback kann man wachsen und an sich arbeiten, solange es konstruktiv ist. 

Teamspezifische Maßnahmen:
 
  1. Etablierung einer Fehlerkultur: Führungskräfte sollten ihre Teams ermutigen, neue Ideen auszuprobieren und innovative Lösungen zu finden, indem sie ihnen das Gefühl geben, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen. Auf diese Weise kann eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung entstehen, die durch Feedback und die Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten gefördert wird. Um eine Kultur der Fehlerakzeptanz zu schaffen, sollten Führungskräfte aktiv vorleben, dass Fehler als Chance zur Verbesserung gesehen werden. Regelmäßige Reflexionsprozesse und gemeinsame Fehleranalysen können dazu beitragen. Teammitglieder sollten ermutigt werden, Fehler offen zu diskutieren, um daraus zu lernen und gemeinsam Lösungen zu finden.
  2. Durchführung von Schulungen und Trainings: Um die psychologische Sicherheit in Teams zu erhöhen, können gezielte Schulungen und Trainings angeboten werden. Dazu gehören beispielsweise Trainings zur Verbesserung der Kommunikation und Kooperation, Konfliktmanagementtrainings oder Workshops zur Verbesserung der Teamdynamik. Durch das Erlernen von Techniken des Konfliktmanagements können Konflikte im Team effektiv gelöst werden. Denn wie bereits erwähnt, geht es um konstruktive Äußerungen, die gerade im Umgang mit Konflikten wichtig sind. Auf diese Weise wird die Sachebene nicht verlassen. Um die psychologische Sicherheit im Team zu fördern, sollten gezielte Schulungen und Trainings für alle Teammitglieder zugänglich sein und ausreichend Zeit dafür eingeplant werden.
  3. Aufbau einer starken Teamdynamik: Führungskräfte können den Aufbau einer starken Teamdynamik durch Teambuilding-Aktivitäten wie gemeinsame Freizeitaktivitäten oder Teamworkshops fördern. Dadurch können die Teammitglieder eine bessere Beziehung zueinander aufbauen und effektiver zusammenarbeiten. Regelmäßige Treffen und Reflexionsprozesse tragen dazu bei, das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team zu stärken. Das Team lernt sich besser kennen, lernt miteinander umzugehen und kann so Konflikten gezielt vorbeugen. Denn wer weiß, wie er mit seinen Kollegen umgehen muss, kann Konflikten vorbeugen.
  4. Festlegung klarer Rollen und Zuständigkeiten: Um  im Team zu minimieren, sollten klare Rollen und Verantwortlichkeiten festgelegt werden. Auf diese Weise wissen alle Teammitglieder genau, was von ihnen erwartet wird und können ihre Aufgaben effektiv erfüllen. Darüber hinaus können klare Ziele und Prioritäten definiert werden, um das Team auf eine gemeinsame Vision auszurichten und die Motivation zu steigern. Um eine effektive Zusammenarbeit im Team zu gewährleisten, ist es auch wichtig,  einzurichten. So sind die Teammitglieder untereinander während ihrer Arbeitszeit immer erreichbar und Probleme können schnell gelöst werden. Aber nicht nur Probleme können auf diese Art und Weise schnell und unkompliziert gelöst werden, sondern jeder ist auch immer auf dem neuesten Stand und weiß, was als nächstes zu tun ist.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jede Maßnahme für jedes Team gleichermaßen geeignet ist. Die Wirksamkeit der Maßnahmen hängt stark vom individuellen Status quo des Teams ab, weswegen die Maßnahmen auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sein sollten. Hat ein Team beispielsweise Schwierigkeiten, sich selbst zu organisieren, kann dies dazu führen, dass die Teammitglieder weniger motiviert sind, eigene Ideen zu entwickeln und stärker von den Entscheidungen anderer abhängig sind. In diesem Fall können gezielte Maßnahmen zur Förderung der Selbstorganisation und Eigenverantwortung sinnvoll sein, um die psychologische Sicherheit im Team zu erhöhen.

Herausforderungen bei der Förderung von psychologischer Sicherheit

Die Förderung ist für eine erfolgreiche Teamarbeit und eine gesunde Arbeitsumgebung von entscheidender Bedeutung. Es gibt jedoch einige Herausforderungen bei der Umsetzung.
Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass die Förderung ein kontinuierlicher Prozess ist, der Zeit und Mühe erfordert. Sie kann nicht einfach durch ein einmaliges Training oder Seminar erreicht werden. Stattdessen ist ein ständiger Fokus auf die Entwicklung einer offenen, respektvollen und unterstützenden Kultur erforderlich. Die Förderung psychologischer Sicherheit erfordert das Engagement von Führungskräften und Managern, die Zeit und Ressourcen in den Prozess investieren müssen. Die Einführung neuer Maßnahmen allein reicht nicht aus, vielmehr ist eine kontinuierliche begleitende Arbeit erforderlich, um Erfolge zu erzielen.
Alle Maßnahmen und das Engagement des Managements sind jedoch vergebens, wenn das Team die damit verbundenen Veränderungen nicht akzeptiert. Die Umsetzung von Maßnahmen kann bedeuten, dass sich einige Teammitglieder unwohl fühlen oder ihre Komfortzone verlassen müssen. Daher ist es wichtig, dass Veränderungen im Team sorgfältig geplant und eingeführt werden, um sicherzustellen, dass sie von allen Teammitgliedern akzeptiert und unterstützt werden. Sobald das Team mitbekommt, dass diese Maßnahmen von Vorteil sind, ist es offener und es können weitere eingeführt werden. Denn Psychologische Sicherheit ermöglicht es, Meinungen frei zu äußern, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Diese Einstellung muss jedoch zunächst in den Köpfen der Teammitglieder verankert werden. Doch gerade in internationalen Teams führt genau das zu einer weiteren Herausforderung: In manchen Kulturen kann es unangemessen sein, seine Meinung offen zu äußern, z. B., um einen Gesichtsverlust zu vermeiden. Dies muss natürlich bei der Umsetzung der Maßnahmen berücksichtigt werden. Daher ist es wichtig, dass Führungskräfte und Projektmanager sensibel vorgehen und verschiedene Ansätze verwenden, um sicherzustellen, dass alle Teammitglieder einbezogen und unterstützt werden, was wiederum durch den zuvor ermittelten Status quo ermöglicht wird.

Fazit

Um ein Projekt voranzubringen, braucht es immer wieder neue Ideen, die von den einzelnen Teammitgliedern eingebracht werden. Diese werden jedoch nicht von allen gleich gut aufgenommen, da nicht alle Teammitglieder immer einer Meinung sind. Um jedoch die Angst vor Ablehnung zu überwinden und das Projekt voranzubringen, müssen Maßnahmen ergriffen werden, die dem Team psychologische Sicherheit geben, damit es sich ohne Zurückhaltung äußern kann. Denn ein Projekt braucht viele Ideen, um die beste für die Umsetzung zu finden. Wenn die Teammitglieder wissen, dass ihre Meinungen und Ideen respektiert werden, trauen sie sich, diese zu äußern, auch wenn sie nicht umgesetzt werden. Aber manchmal werden sie doch umgesetzt, und manchmal kann eine Idee, die zuvor geäußert wurde, die Inspiration für die Idee eines anderen Teammitglieds sein. Eine gesunde Kommunikation, Empathie und Respekt fördern so die psychologische Sicherheit aller Beteiligten, um das Projektziel erfolgreich zu erreichen.

Psychologische Sicherheit - Das Logo der IAPM.
Autor: IAPM intern
Schlagworte: Projektmanagement, Psychologische Sicherheit, Leadership

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