Was man bei der Nutzung von MVPs wissen sollte

MVPs sind Minimum Viable Products, also Produkte mit minimaler Funktionsfähigkeit. Es ist die erste Iteration eines Produkts und dient dazu, frühzeitig Feedback von den Usern zu erhalten und Fehler in diesem frühen Stadium zu erkennen. In vielen Branchen dauert es allerdings regelmäßig deutlich länger als ursprünglich geplant, solche MVPs auf den Markt zu bringen. Aber ist das unumgänglich?
Holzklötze mit der Aufschrift "MVP" auf blauem Grund.

Inhalt

Die Organisation

Die Entwicklung qualitativ hochwertiger, individueller MVPs ist ein Prozess, bei dem Technologie, Organisation und Prozesse eine wichtige Rolle spielen. 
Jedes Projekt sollte mit der Definition des Projektziels und des entsprechenden MVP-Ziels beginnen. Einige MVPs dienen dazu, die technische Machbarkeit zu testen, andere dazu, die Details des Wertversprechens auszuarbeiten oder generell das Interesse der Zielgruppe zu testen. Dabei muss es sich nicht um ein von der IT-Abteilung mitentwickeltes Produkt handeln, sondern kann auch ein Klick-Dummy sein. Ein Klick-Dummy ist ein interaktiver Prototyp, der eine Benutzerschnittstelle simuliert und dabei hilft, die Gebrauchstauglichkeit und Benutzerakzeptanz einer Software-Benutzeroberfläche zu testen.
Dennoch ist eine Zielsetzung in Form einer Priorisierung der Features entscheidend, da es sich um ein Produkt handeln soll, das gerade so funktioniert und nicht alle Features enthalten muss. 
An der Entwicklung ist ein multifunktionales Team beteiligt. Dieses muss dazu gebracht werden, die Entwicklung des MVPs nicht als Nebenprodukt im Prozess zu betrachten. Eine mangelnde Konzentration auf das MVP führt dazu, dass Termine nicht eingehalten werden. Nur mit ausreichenden Ressourcen ist es möglich, schnell wichtige Erkenntnisse zu gewinnen, die für die Entwicklung des eigentlichen Produktes notwendig sind.

Aspekte des Prozesses

MVPs sind naturgemäß mit Unsicherheiten behaftet. Daher sollten zu Beginn quantitative und qualitative Methoden eingesetzt werden, um mögliche Fragen frühzeitig und datenbasiert beantworten zu können. Auch können vor der eigentlichen Entwicklung kleine Tests in Form von Samples oder Nutzerbefragungen durchgeführt werden, die mögliche Erkenntnisse über das MVP liefern, ohne das MVP selbst entwickeln zu müssen.
Wie bei den meisten Projekten spielt auch hier die Kommunikation eine wichtige Rolle. Weder für das Team noch für die Kosten- und Zeitplanung des Projekts ist es möglich, Tage oder Wochen auf Antworten zu warten. Alle Möglichkeiten wie E-Mail, Apps etc. sollten genutzt werden, um alle relevanten Informationen zu erhalten. 
Mit all diesen Informationen sollte es möglich sein, die Erwartungen an das MVP so klar und früh wie möglich zu definieren und zu kommunizieren. Da es sich um ein noch nicht fertiges Produkt handelt, liegt der Gedanke nahe, dass man sich für ein erstes Produkt möglicherweise schämt. Wenn man jedoch den Punkt erreicht hat, an dem man sich für das Produkt nicht mehr schämen würde, ist es bereits zu spät, das MVP zu veröffentlichen. Mit anderen Worten: Warten Sie nicht zu lange mit der Veröffentlichung. Auch nach der Veröffentlichung kann es immer noch vorkommen, dass Feedback zu Änderungen führt und es noch einige Zeit dauern kann, bis ein fertiges Produkt zur Verfügung steht.

Zwischen MVP und ersten Releases

Es ist wichtig, dem Team immer klare Informationen über den Konflikt zwischen Qualität, Kosten und Zeitplan zu geben. Für MVPs, die schnell auf den Markt kommen sollen, ist es besser, nicht alle Anforderungen auf einmal zu definieren. Da Zeit und Budget in der Regel nicht verhandelbar sind, bleibt nur Flexibilität bei Qualität oder Umfang. Bei der Qualität ist - zumindest was das Endprodukt betrifft - keine Flexibilität seitens des Auftraggebers zu erwarten. Es bleibt also zunächst nur der Umfang. Beim Umfang ist es wichtig, die Features zu priorisieren, so dass das Team zuerst an den priorisierten Features arbeitet und später je nach verbleibender Zeit an den anderen. Priorität haben natürlich die Features, die essentiell sind, damit das Produkt überhaupt funktioniert und als MVP auf den Markt gebracht werden kann. Mit dieser priorisierten Version können dann bereits Tests durchgeführt werden, die Feedback für die weitere Entwicklung generieren können. Mit dieser wird das Produkt bis zur Fertigstellung weiterentwickelt. 
Auch wenn die Stellschraube des Budgets vorhin ausgeklammert wurde, ist es dennoch wichtig, dieses für die Entwicklung im Auge zu behalten, um den Rahmen nicht zu sprengen.

Die Technik

Neben all diesen Punkten dürfen die technischen Aspekte der Produktentwicklung nicht vergessen werden. Diese sollten bei der Erstellung des MVP so einfach wie möglich gehalten werden. Denn wenn man ein Produkt auf den Markt bringen möchte, das schnell Feedback generiert und somit nicht zu viel Zeit in der Entwicklung benötigt, sollte man eher auf Möglichkeiten zurückgreifen, die einfach zu entwickeln und bekannt sind, als auf Möglichkeiten, die eine große Einarbeitung und somit einen Start bei Null erfordern. Daher sollte immer geprüft werden, welche Möglichkeiten entwickelt wurden, um die Entwicklung zu vereinfachen. Dazu gehört auch, Elemente extern erstellen zu lassen, vor allem wenn man sich damit nicht auskennt. Dies kann auch die Entwicklungskosten senken, da das Team sich nicht einarbeiten muss und der Prozess somit schneller abläuft.

Fazit

Externe Anbieter sind jedoch nicht immer die beste Lösung, zumal das Unternehmen natürlich auch möchte, dass die eigenen Mitarbeitenden mit ihren Aufgaben wachsen und damit auch das Produkt besser wird. Sobald jedoch die MVP-Phase abgeschlossen ist und es um die Entwicklung des vollständigen Produkts geht, können diese Aufgaben auch vom Team selbst übernommen werden. Der Termindruck ist zwar immer noch vorhanden, aber nicht mehr so stark wie während der Erstellung des MVP.
Es gibt also einige Dinge, die bei der Erstellung des MVP beachtet werden müssen, damit das MVP schnell auf den Markt gebracht werden kann.

MVPs - Das Logo der IAPM.
Autor: IAPM intern
Schlagworte: Projektmanagement, MVPs

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