MVP im Projektmanagement: Der Weg zu effizientem Projekt-Erfolg

Sie haben mit Ihrem Team eine Produktidee entwickelt und wissen, dass der Markt dieses Produkt braucht. Sie wissen aber auch, dass die Produktion sehr lange dauern wird, dass das Kapital begrenzt ist, dass es wenig Spielraum für Fehler gibt und dass Ihre Konkurrenten jederzeit mit einem ähnlichen Produkt auf den Markt kommen könnten. Was wäre, wenn Sie ein Minimum Viable Product (MVP) auf den Markt bringen würden?
Holzklötze mit der Aufschrift "MVP" auf blauem Grund.

Inhalt

MVP im Überblick

Ein Minimum Viable Product ist ein gebrauchsfähiges Produkt mit minimalen Eigenschaften. Diese Eigenschaften müssen jedoch nutzbar sein und somit einen Kundennutzen bieten. Es handelt sich um die erste Version eines Produkts, die ein frühes Feedback von Kunden und Nutzern ermöglicht. Dadurch können Risiken, wie z. B. der Verlust von Kapital, weil das Produkt vom Markt nicht angenommen wird, vermieden werden.
Nachdem das Produkt mit minimalen Eigenschaften auf den Markt gebracht wurde, kann das Produkt mit dem Feedback weiterentwickelt werden. Dies bedeutet gleichzeitig, dass eine gewisse Agilität im Unternehmen vorhanden sein muss, da nur durch diese Flexibilität auch auf das Feedback reagiert werden kann, um das Produkt anzupassen. Gegebenenfalls muss auch die Bereitschaft vorhanden sein, das Produkt bei entsprechendem Feedback zu verwerfen. Es handelt sich also um einen iterativen Prozess des Bauens, Messens und Lernens.
Das MVP hat seinen Ursprung in der Lean-Startup-Methode. Bei dieser Methode geht es darum, ein Produkt mit möglichst wenig Kapital schnell auf den Markt zu bringen, um frühzeitig Feedback von den Nutzern zu erhalten. Dazu wird ein Prototyp benötigt, um dann durch eine schrittweise Weiterentwicklung das bestmögliche Verhältnis von Kapital und Markterfolg zu erreichen.

Die Kernkomponenten der MVP-Methodik

Die MVP-Methodik besteht aus drei Hauptkomponenten, die im Folgenden erläutert werden: Bauen, Messen und Lernen. Ein wichtiger Punkt ist jedoch, dass es einen Kundennutzen geben muss. Das bedeutet, dass die Probleme und Bedürfnisse der Nutzer bekannt sein müssen, um ein Produkt zu entwickeln, das diese löst und befriedigt und damit am Markt erfolgreich ist.
Unter „Bauen“ ist vor allem die Produktentwicklung zu verstehen. Dabei sollte man sich vor allem auf die Kernfunktionen und den USP konzentrieren. Die Kernfunktion ist wichtig, da nicht zu viele Funktionen eingebaut werden sollten. Zum einen verzögert dies den Prozess, so dass ein Produkt nicht schnell auf den Markt gebracht werden kann und wenn zu viel entwickelt wird und das Produkt dann nicht angenommen wird, ist dies eine zusätzliche Zeitverschwendung. Darüber hinaus widerspricht es dem Prinzip des MVP, da es sich um ein minimal nutzbares Produkt handeln sollte. Der USP ist die Unique Selling Proposition als Alleinstellungsmerkmal, das das Produkt aus der Masse heraushebt. Es zeigt auf, was das eigene Produkt von der Konkurrenz unterscheidet, so dass es erkannt und gekauft wird.
Unter „Messen“ versteht man das Feedback der Zielgruppe. Dazu können Messungen, aber auch Befragungen und Interviews durchgeführt werden. Die Form des Feedbacks hängt von der Art des Produkts ab. Messungen können z. B. durchgeführt werden, indem die Anzahl der Klicks auf einer Website ermittelt wird. Dies gibt Aufschluss über das mögliche Interesse, natürlich im Zusammenhang mit vielen anderen Komponenten. Wenn ein Besucher die Seite sofort wieder schließt, ist es unwahrscheinlich, dass man einen Kunden gewonnen hat. In den App Stores kann mit Bewertungen gearbeitet werden, die im nächsten Schritt weiter berücksichtigt werden können.
Das „Lernen“ besteht darin, das erhaltene Feedback in das MVP zu integrieren und es dann wieder in den Messprozess einfließen zu lassen. Da durch den iterativen Prozess das Produkt Schritt für Schritt weiterentwickelt wird, kann es auch vorkommen, dass das MVP verworfen werden muss. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn das Produkt von der Zielgruppe nicht entsprechend angenommen wird. Warum das Verwerfen nicht nur negativ gesehen werden sollte, erfahren Sie im nächsten Schritt.

Vorteile und Herausforderungen des Ansatzes

Neben den Vorteilen eines MVP gibt es natürlich auch Herausforderungen. Der Einsatz ist nicht immer sinnvoll und muss situativ entschieden werden.
Mit einem MVP kann ein Unternehmen herausfinden, ob der Markt für ein neues Produkt offen ist. Natürlich kann vorher auch Marktforschung betrieben werden, aber es gibt immer noch einen Unterschied zwischen einer Interessensbekundung und dem Kaufprozess. Außerdem kann durch das konkrete Feedback der Nutzer schnell reagiert werden. Das heißt, das Produkt wird von Anfang an sehr kundenorientiert entwickelt und nicht auf gut Glück. Durch diesen Prozess wird eine hohe Flexibilität erreicht und das Risiko von Fehlentwicklungen deutlich reduziert. Dadurch sinken automatisch die Kosten und auch der Zeitaufwand wird minimiert. 
So positiv das klingt, es gibt auch einige Herausforderungen und Gründe, warum MVPs nicht für jeden machbar sind.
In einigen Branchen ist es manchmal keine Option, ein unfertiges Produkt auf den Markt zu bringen. Überspitzt formuliert wäre es im Medizin- oder Pharmabereich fatal, ein Produkt auf den Markt zu bringen, welches zwar einen hohen Kundennutzen besitzt, jedoch noch nicht vollständig entwickelt wurde. Ob ein MVP eine Option ist, muss daher immer projektspezifisch entschieden werden. 
Als Beispiel sei ein Spieleentwickler genannt, der seit Jahren nur Spiele auf den Markt bringt, die die Bedürfnisse der Nutzer nicht wirklich befriedigen. Das Feedback ist im Allgemeinen nicht gut. Nun versucht die Firma zu reagieren und bringt Updates für die Spiele heraus, aber der Schaden ist schon entstanden, denn die Firma hat keinen guten Ruf mehr in der Spielerszene. Eine Möglichkeit, dem vorzubeugen, wäre Early Access. Das bedeutet, dass die Nutzer wissen, dass es sich um eine unfertige Version handelt und ihr Feedback benötigt wird. So kann das Unternehmen bewusst und geplant auf das Feedback reagieren, anschließend ein ausgereifteres Spiel auf den Markt bringen, die Nutzer zufriedenstellen und an Reputation gewinnen.
 
Allerdings muss sich ein Unternehmen, egal in welcher Branche, darüber im Klaren sein, dass es, egal wie gut es das Feedback integriert hat, trotzdem passieren kann, dass das Produkt auf dem Markt nicht angenommen wird. Im Beispiel des Spiels kann es sein, dass einfach zu viel Konkurrenz auf dem Markt ist. Gerade deshalb ist es wichtig, den richtigen Punkt zwischen fertigem Produkt und MVP zu finden. Denn wenn man ein perfektes Produkt auf den Markt bringen will, kann der Prozess zu lange dauern und man hat das Zeitfenster für die Markteinführung verpasst. Wenn das MVP aber zu viele Mängel aufweist, kann es sein, dass auch das durch das Feedback verfeinerte Produkt bei starker Konkurrenz nicht gekauft wird und im Wettbewerb untergeht, weil man sich durch das unfertige Produkt die Chance beim Kunden verbaut hat.

Tipps für die Anwendung des MVP im Projektmanagement

Vor der Erstellung eines MVP müssen der Projektrahmen und die Ziele festgelegt werden. Es muss geklärt werden, welche Ressourcen zur Verfügung stehen und was mit dem MVP erreicht werden soll: Neue Kunden gewinnen, bestehende Kunden binden oder Innovationen vorantreiben? Das MVP muss zu den Zielen passen und kann dann entsprechend der zu lösenden Probleme oder Bedürfnisse entwickelt werden. Dabei ist immer darauf zu achten, dass so wenig wie möglich produziert wird. Dieser Punkt muss auch während der Produktion im Auge behalten werden.
Das obige medizinische Beispiel hat gezeigt, dass ein MVP nicht immer möglich ist. Aber gerade, wenn es sich um ein Start-up handelt, wäre dies eine gute Möglichkeit, um Kosten zu sparen. So kann man sehen, ob das Produkt überhaupt Fuß fasst, um es dann zu verbessern. Aber auch für etablierte Unternehmen kann das MVP eine gute Möglichkeit sein, um neue Produkte zu entwickeln. Denken Sie an den Spieleentwickler: Wenn der Ruf schon eine Weile gelitten hat, kann man mit Early Access versuchen, das Ruder herumzureißen, ohne Gefahr zu laufen, noch mehr zu verlieren.

Fazit

Wie gezeigt wurde, ist ein MVP eine gute Möglichkeit, ein Produkt ressourcenschonend auf den Markt zu bringen und anschließend Feedback für Verbesserungen zu erhalten. Gerade wenn, wie in der Einleitung beschrieben, nicht viel Kapital zur Verfügung steht, hat diese Methode ihre Vorteile gegenüber der klassischen Produktentwicklung. Sie hat aber auch ihre Nachteile und es kommt auf die Zielgruppe an und inwieweit man aufgrund von Faktoren wie der Konkurrenz bereits ein möglichst fertiges Produkt benötigt. Daher kann diese Methode nicht universell angewendet werden, sondern muss differenziert entschieden werden.

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Autor: IAPM intern
Schlagworte: Projektmanagement, MVP, Lean

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