Legal Project Management – ein Teilbereich auf dem Vormarsch

Der Begriff Legal Project Management wurde in den letzten Jahren geprägt und bezeichnet die Anwendung von Methoden aus dem Projektmanagement im juristischen Bereich. Der Ansatz ergibt Sinn, denn schließlich wurden Projektmanagement-Tools entwickelt, um komplexe Probleme und Aufgaben zu lösen. Ein Projekt kann ein Flug zum Mond, die Entwicklung eines neuen Medikaments oder der Bau eines Flughafens sein. Warum also nicht auch ein juristisches Problem? An Komplexität fehlt es hier oft nicht.
 
Marion Ehmann erläutert auf Xing die Vorteile des sogenannten Legal Project Management, das als LPM abgekürzt wird. Marion Ehmann ist in der Teamentwicklung tätig und kennt sich mit juristischen Dienstleistungen aus. Im Folgenden fassen wir ihren Artikel für Sie zusammen.

Im Projektmanagement geht es darum, Mammutaufgaben in handliche Häppchen zu unterteilen und sie dann Schritt für Schritt zu bewältigen. Dabei müssen alle rechtlichen und gesetzlichen Vorgaben stets beachtet, Budgets eingehalten und Zeitpläne berücksichtigt werden. Ehmann weist darauf hin, dass es immer wichtig ist, die richtige Reihenfolge im Projekt einzuhalten, um unnötige Arbeit zu vermeiden. Projektmanagement ist kundenorientiert und muss effizient sein. Das alles trifft im weiteren Sinne auch auf die Rechtsberatung und das Feld der Juristerei zu. In juristischen Fragestellungen ist es ebenso wichtig wie im Projektmanagement, die Aufgabenstellung genau zu definieren und zu klären, ein effizientes Zeitmanagement aufzustellen, die Kostenplanung zu optimieren und am Ende eine Qualitätskontrolle durchzuführen. So entstand das juristische Projektmanagement als Teildisziplin des Projektmanagements.

Ehmann betrachtet das Thema von allen Seiten. So geht sie zum Beispiel darauf ein, dass es verschiedene Methoden im klassischen Projektmanagement gibt, welche gezielt auf Bauprojekte zugeschnitten sind. Andere wiederum sind in der Softwareentwicklung beheimatet und werden im Grunde nur in diesem Bereich angewendet. Zudem gibt es allerdings auch einige PM-Tools, die sich speziell für juristische Aufgaben eignen. Im juristischen Projektmanagement werden die Arbeits- und Denkweisen von Juristen und Juristinnen beachtet. Gleichzeitig müssen die Anwender aber ein wenig außerhalb der gewohnten Bahnen denken und alte Gewohnheiten überprüfen. Im Endeffekt soll der Einsatz von Projektmanagement-Methoden im Bereich des Jura und der Rechtsberatung dazu führen, dass die Arbeitsabläufe sich modernisieren.

Ehmann unternimmt einen Exkurs in die Definition eines Projektes. Es ist ein Vorhaben, das einmalig ist und zu einem bestimmten Ziel führen soll. Ein Projekt hat immer einen Start- und einen Endtermin und wird durch gesteuerte und abgestimmte Tätigkeiten verfolgt, bei denen Zeit, Ressourcen und Qualität jeweils eine Rolle spielen. Wenn man diese Definition eines Projektes zu Grunde legt, lassen sich auch juristische Aufgaben darunter abbilden. Sie sind immer zielgerichtet, haben einen Anfangs- und Endpunkt und sind auch auf gewisse Weise einmalig. Zumindest ist laut Ehmann jeder Vertrag in seinen Details einmalig. Zeit und Ressourcen sind wie bei anderen Projekten begrenzt und auch Juristen wollen natürlich ein gewisses Niveau an Qualität erreichen. Wer im Feld Jura gute Projekte abliefern will, muss auch mit dem letzten Detail umzugehen wissen: Die Arbeitsschritte in einem juristischen Projekt sollten auf jeden Fall abgestimmt und gesteuert sein. Wer sich der Frage auf diese Weise nähert, kann jede Akte und jedes Mandat als ein Projekt sehen.

Gabriele Ehmann schreibt, dass alle Rechtsberater zumindest die Grundzüge des juristischen Projektmanagements kennen sollten. Dabei ist es nebensächlich, ob sie in einer Firma, einer Kanzlei oder als selbstständige Anwälte arbeiten. Auch für Rechtsanwaltsfachangestellte und Mitarbeiter in juristischen Sekretariaten kann es nicht schaden, sich im Bereich des Projektmanagements auf dem Laufenden zu halten. Jeder dieser Jobs kann und soll verschiedene Aufgaben in einem juristischen Projekt übernehmen. Ehmann geht davon aus, dass in großen Kanzleien und Firmen der Nutzen größer ist, dass aber allgemein jeder Jurist von Kenntnissen im Projektmanagement profitieren kann.

Natürlich gibt es Kurse in allgemeinem Projektmanagement, in denen die Basics vermittelt werden. Viele können das Gelernte auf ihre eigenen Projekte übertragen, zumindest teilweise. Der Transfer dieser Informationen und dieses Know-hows auf juristische Bereiche ist jedoch recht aufwändig. In englischer Sprache sind mehrere Fachbücher zum Thema Legal Projektmanagement erschienen. Es werden allerdings auch gezielt Schulungen für Juristen angeboten, die sich mit Projektmanagement befassen wollen. In diesen Kursen geht es dann weniger um allgemeines Projektmanagement, sondern vielmehr um die Umsetzung von Projektmanagement-Skills und Methoden im Bereich des Rechts und der Rechtsberatung. Juristen müssen sich auf das Projektmanagement einlassen und es als neuen Teil ihrer Arbeit verstehen lernen. Geschafft ist die Umsetzung erst, wenn die Methoden und Techniken von erfolgreichen Projektmanagern im Alltag der Juristen angewendet werden.
 
Vorteile sind die bessere Einteilung der Arbeit, die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kunden beziehungsweise Mandanten und Anwälten sowie eine effizientere Kostenkontrolle. Es schadet zudem nicht, juristische Arbeitsabläufe und Projekte aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und sie einfacher, schneller, wirksamer und kostengünstiger zu leiten. Zum Abschluss weist Ehmann noch darauf hin, dass Juristen für diese Umstellung beziehungsweise Umorientierung in ihrer Arbeitsweise keine neuen Geräte und keine neue Software benötigen. Die herkömmlichen Office-Tools und ein Whiteboard sind vollkommen ausreichend. Laut Ehmann wird Legal Projektmanagement in den kommenden Jahren immer wichtiger werden, denn der Markt für Dienstleistungen durch Juristen ist groß und wächst. Also wächst auch die Konkurrenz und es wird zunehmend wichtig, mehr Leistung für weniger Geld anbieten zu können. Dies ist nur mit zusätzlichem Know-how möglich.

Autorin: IAPM intern