Rolle der Frau im Projektmanagement

Rolle der Frau im Projektmanagement 29.03.2018 - Zwei Professoren der Technischen Universität Berlin haben eine Studie durchgeführt, in der sie die Trends und Strömungen im Projektmanagement untersucht haben. Beobachtet und analysiert wurden Zukunftstrends bis zum Jahr 2025, also für die kommenden Jahre. Unter den 14 verschiedenen ermittelten Trends war auch die Aussage zu finden, dass eine Tendenz zu erkennen ist, wonach immer mehr Frauen das Berufsfeld des Projektmanagements für sich entdecken. Die Beschäftigungsstatistiken zeigen, dass in den vergangenen Jahren immer mehr weibliche Projektmanager zu finden sind und es sieht ganz so aus, als würde sich diese Entwicklung noch fortsetzen. Das liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass sich der Trend auch tatsächlich noch deutlich verstärken kann, denn davon, dass ebenso viele Frauen wie Männer in dieses Beschäftigungsfeld strömen, sind wir noch weit entfernt. Aber warum ist das überhaupt so und wie wird sich dieser Trend fortsetzen?


Machos sind nicht mehr gefragt

Noch im Jahr 1995 wurde Projektmanagement als ein Macho-Beruf bezeichnet und zwar nicht am Stammtisch, sondern in einem einschlägigen Fachbuch von Cartwright and Gale. Seither hat sich glücklicherweise viel getan in Punkto Gleichberechtigung. Die Branche insgesamt vollzog einen Wandel. Die einst als Macho-Manager bezeichneten Haudegen, die schnellen Profit machen wollen und das Wort Kompromiss nur mit Verabscheuung aussprechen, sind ohnehin schon lange nicht mehr gefragt. Möglicherweise hat auch diese Wandlung der Anforderungen an den Managerjob dafür gesorgt, dass sich nun mehr Frauen für das Berufsfeld der Managerin interessieren. Heute gehören Kompromissbereitschaft, Verhandlungsgeschick, Diplomatie, Erfindungsgeist, Kreativität und Kontaktpflege ebenso zu den Anforderungen wie Zielstrebigkeit und Fachwissen. Das Anforderungsprofil an Projektmanager hat sich in Richtung Allround-Genie gewandelt und typisch „männlichen“ Eigenschaften sind nicht mehr vorrangig (ganz davon abgesehen, dass es sich dabei ohnehin nur um ein Vorurteil handelt). 


Wandel im Berufsbild und Wandel in den Statistiken

Das Berufsbild des Projektmanagers hat sich also vom reinen Planer und Projektsteuerer in den letzten 20-30 Jahren hin zu einer Art Mediator, Diplomaten, Analyst und Kreativen gewandelt. Fachwissen und soziale Kompetenzen sind gleichermaßen wichtig. Der Wille zum lebenslangen Lernen ist essentiell geworden. Mag das ein Grund dafür sein, dass sich Frauen eher für diesen Job interessieren? Sicherlich spricht die Jobbeschreibung andere Gemüter an, als sie es noch vor 20 Jahren getan hat. Dank einer toleranter werdenden Gesellschaft wird die Akzeptanz in der Arbeitswelt für Frauen in Führungspositionen immer größer. Es gibt also, bis auf das familiäre Umfeld und die gängigen Vorurteile, deutlich weniger Hürden für Frauen, einen Managerberuf zu ergreifen. Und dies zeigt sich auch in den Statistiken, die im Rahmen der oben genannten Studie untersucht wurden. Die Prozentzahl der berufstätigen Frauen unter 30 steigt allgemein kontinuierlich an.
Spezifisch im Projektmanagement ist ein steigender Frauenanteil zu erkennen. In Großbritannien waren zum Beispiel im Jahr 2008 25% der Projektmanager weiblich, während es 2014 bereits 30% waren. Dies bedeutet eine Steigerung um 20 Prozent in nur sechs Jahren. Betrachtet man nun die Zahlen der Master-Studenten in den Projektmanagement-Studiengängen, so liegen diese aktuell bei 53%. Die junge Generation hat also erkannt, dass Projektmanagement keine reine Männerdomäne ist. Jeder, der bereit ist, sich Fachwissen anzueignen und in einem interdisziplinären Umfeld zu arbeiten, kann in diesem Beruf erfolgreich sein. Die Statistiken legen damit nahe, dass der Anteil der Projektmanagerinnen in den kommenden Jahren auf 35 bis 45% ansteigen wird und sich nach und nach eine ausgeglichene Geschlechteraufteilung durchsetzen wird. 


Wie verändern Frauen das Berufsumfeld?

Dass sich das Berufsbild der Projektmanager kontinuierlich ändert, liegt einerseits an neuen Technologien, an neuen Trends und Methoden aber vielleicht auch ein wenig daran, dass die Gleichberechtigung generell zunehmend voranschreitet. Oft ist es so, dass in Teams, die ausschließlich aus Männern bestehen, andere Umgangsformen herrschen als in gemischten Teams.
 
Die Tatsache, dass Vielfältigkeit und Diversität einem Projekt positiven Aufschwung geben, steht wohl außer Frage. In einem kreativen Umfeld, in dem Erfindungsgeist und Innovation höchste Priorität genießen, müssen sehr unterschiedliche Menschen, Ansichten und Methoden zusammentreffen können. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass Frauen eher bereit sind, ungewöhnliche Methoden anzuwenden und ihren Führungsstil an die Gegebenheiten und die persönlichen Umstände im Team anzupassen. Selbstverständlich sind auch viele Männer in der Lage, ihre Teams auf persönliche und einfühlsame Weise zu motivieren.
 
Forscher untersuchen auch den Zusammenhang zwischen einem höheren Anteil weiblicher Führungskräfte und der Änderung der Besprechungskultur oder der Einschätzung von Risiken und Ungewissheiten. Einige Studien haben gezeigt, dass Frauen tendenziell eher bereit sind, die aktuelle Projektsituation vollständig in Frage zu stellen und auf konstruktive Weise alle möglichen Wege zu betrachten. Oft können Frauen auch mit enormen Risiken leichter umgehen als ihre männlichen Kollegen. Woran das liegt, bleibt noch zu ergründen. Auf jeden Fall sind Frauen, die diese Fähigkeiten haben, ideal für den Job als Managerin geeignet. 


Zeit der Veränderungen

Fest steht, dass sich im Projektmanagement ohnehin vieles stetig ändert und zahllose Wechselbeziehungen und Synergien zwischen den verschiedenen Trends bestehen. Es bleibt also zu hoffen, dass sich von den 53% der Masterstudentinnen, die eine Karriere als Projektmanagerin anstreben, nicht allzu viele von verschiedenen Barrieren aufhalten lassen, die in unserer Gesellschaft noch immer wirksam Frauen daran hindern, Führungsrollen zu übernehmen.
 
Auf den meist von Männern dominierten Führungsebenen geht das Umdenken oft nur langsam voran. Die schlechte Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf und die noch immer stark stereotypen Geschlechterrollen stellen für viele Frauen Hindernisse dar. Männliche Projektmanager werden in Deutschland heute noch immer durchschnittlich 16% besser bezahlt als weibliche – und das wissen auch die Projektmanagerinnen. Vielleicht sind viele nicht hart genug in den Gehaltsverhandlungen, doch möglicherweise mangelndes Selbstbewusstsein hängt eng mit traditionellen Geschlechterrollen zusammen und es bedarf engagierter Mütter und Väter, die ihren Töchtern von klein auf vermitteln, dass sie alles erreichen können, was auch ein Mann erreichen kann.

Hoffen wir also, dass der Trend sich fortsetzt und dass das Projektmanagement in Zukunft noch mehr von diversifizierten und innovativen Teams profitieren kann. Ein Hinweis noch an die Arbeitgeber: Die Studie hat gezeigt, dass Projektmanagerinnen Umfragen zufolge in ihrem Job glücklicher sind als ihre männlichen Kollegen. Das führt auch dazu, dass sie ihrem Arbeitgeber gegenüber loyaler sind und seltener die Stelle wechseln.

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