"Digital ist effizienter"

"Digital ist effizienter" 16.10.2012 - Interview mit Antje Funck, M.A., Representative EU der IAPM

Mit einer neuen Lösung für die Zertifizierung von Projektmanagern läutet die IAPM eine starke Qualitäts-Offensive für Projektarbeit ein – nicht nur in deutschen Unternehmen. Der freie Journalist und Marketing-Spezialist Martin Droschke sprach mit der deutschen Repräsentantin der IAPM, Antje Funck, über die Vorteile des einzigartigen Online-Zertifizierungsverfahrens ihrer Organisation, die Dynamik der Weltwirtschaft, globalisierte Teilhabe und die neue Wertschätzung des Mitarbeiters.

Können wir uns folgendes Szenario vorstellen: Ich bin Projektmanager, möchte eine Zertifizierung meiner Kompetenzen und informiere mich deshalb bei verschiedenen Anbietern. Ich rufe auch bei Ihnen an. Was sagen Sie mir?

Antje Funck: Das ist sogar ein sehr reales Szenario, denn das kommt häufig vor – mit steigender Tendenz! Als Erstes heiße ich Sie natürlich herzlich willkommen bei der International Association of Project Managers, einem jungen Verband mit großer Erfahrung.

Sie sagen „große Erfahrung“? Trifft denn meine Information nicht zu, dass ich bei einem Newcomer anrufe?

Antje Funck: Uns gibt es seit 1997, wenn dies bisher auch nicht allzu bekannt war. Als wir uns 2010 als IAPM offiziell vorgestellt haben, lagen bereits einige internationale Kongresse und sehr, sehr viel Arbeit hinter uns. Die Idee der IAPM war von Anfang an, Projektmanager überall in der Welt bei ihren Aufgaben zu unterstützen und ein für ihre Belange hilfreiches Zertifizierungsprogramm anzubieten, das langfristig vorausschauend die permanenten Weiterentwicklungen des Berufsbilds berücksichtigt, besonders auch was die globale Vernetzung betrifft. Wir wollen unseren Wettbewerbern nichts unterstellen, aber der Eindruck, dass bei vielen eine „permanente Optimierung“ nicht aus reiner Tugend Teil ihrer Philosophie ist, war einer der Impulse zur Organisation unseres ersten Treffens 1999 in Helsinki. Dort kamen führende Persönlichkeiten des Projektmanagements aus aller Welt zusammen mit der Idee, ein Programm für Projektmanager und eine personenbezogene Zertifizierung aufzubauen, die auch für langfristige Zeiträume absolute Verlässlichkeit bietet. Im Anschluss daran gab es vier weitere Treffen in Houston, Berlin, Budapest und New Delhi, um die entsprechenden Standards zu definieren und den „IAPM Project Manager‘s Guide 2.0“ als Werkzeugkoffer für Projektmanager und als Grundlage für die Zertifizierung zu verabschieden. Der Transfer einer Idee und all die daran gekoppelten Abstimmprozesse zur Überleitung in die Realität benötigen eben ihre Zeit.

Inwieweit profitiere ich bei meiner Zertifizierung von dieser langen Vorarbeit?

Antje Funck: Wollen wir in Ihrem Szenario bleiben? Wenn Sie mich anrufen, muss ich zunächst eines über Sie wissen: Wollen Sie Ihr Unternehmen zertifizieren oder sind Sie als Angestellter auf der Suche nach dem für Sie persönlich besten Angebot? Ich möchte ja auf Ihre speziellen Bedürfnisse eingehen können.

Was sind die Vorteile für Unternehmen?

Antje Funck: Der Wettbewerbsvorteil, den eine Zertifizierung mit sich bringt, ist sicher allgemein bekannt. Die Bestätigung eines übergeordneten Verbandes, also die Zertifizierung der Projektmanager-Kompetenzen, ist ein wichtiger Türöffner auf dem Weg zu hochkarätigen und internationalen Kunden.

Die Vorteile sind unbestritten ...

Antje Funck: Ja, Zertifizierung hat sich deutlich als Motor des Erfolgs für Projektmitarbeiter und Projektleiter etabliert. Trotzdem höre ich bei vielen Unternehmen auch Bedenken, die ich unter dem Begriff „Never touch a running system“ zusammenfassen will. Unternehmer hoffen auf Möglichkeiten, die weder die gewachsenen Team-Strukturen noch das Tagesgeschäft beeinträchtigen. Aus gutem Grund. Zwar wird in jedem Betrieb, der mit der Zertifizierung des Projektmanagementpersonals neu beginnt, die Mehrheit der Angestellten sofort die Chance auch für die eigene Karriere erkennen. Aber es wird immer auch einige wenige geben, die dadurch ihre Kompetenz infrage gestellt sehen. Wir haben uns in unserer Aufbauphase lange mit diesem Problem beschäftigt, das von psychologischer Natur ist und sich nicht wegdiskutieren lässt.

Haben Sie eine Lösung gefunden?

Antje Funck: Das Problem, dass die Welt nicht nur aus hoch motivierten Mitarbeitern besteht und jedes Unternehmen trotzdem seine Stellen besetzt haben muss, gehört zwar eigentlich in den Bereich Personalführung, aber wir als IAPM denken hier ganzheitlich. Unsere Antwort steckt in unserem Online-Prüfungsverfahren, unserem Alleinstellungsmerkmal. Die IAPM ist der einzige Zertifizierer, bei dem die Teilnehmer weder einen fixen Prüfungstermin bekommen noch zwingend zu einem Seminar oder Assessment anreisen müssen. Hinzu kommt die Möglichkeit, dass jeder Projektmanager bei uns vorab anonym und online seinen Wissensstand testen kann. Indem wir den Mitarbeitern innerhalb eines vorgegebenen Rahmens die größtmögliche Freiheit geben, wann, wo und wie sie sich vorbereiten und zertifizieren lassen, überzeugen wir auch schnell die Skeptiker. Ihre Ablehnung beruht ja meist auf der Sorge, vor den Kollegen das Gesicht zu verlieren, wenn sie die Zertifizierung nicht bestehen würden. Genau das gibt es bei uns nicht. Sollten tatsächlich fachliche Lücken hinter der Skepsis stecken, kann der Betroffene diese selbstständig und eigenverantwortlich beheben und sein Wissen vervollständigen, ohne irgendwann als blamiert dazustehen.

In meinem fiktiven Unternehmen sind natürlich alle von der Idee Zertifizierung begeistert ...

Antje Funck: Es gibt bei uns noch einen zweiten Vorteil. Wir sind die Zertifizierungsstelle, die das Tagesgeschäft am wenigsten tangiert. Das „Warum“ liegt wieder in unserem Online-Verfahren. Bei uns muss das Team nicht komplett für Seminare freigestellt werden. Jeder kann sich außerhalb der Kernarbeitszeit individuell vorbereiten und dabei selbst entscheiden, ob er zusätzlich das Angebot eines persönlichen Trainings annehmen will. Auch den Zertifizierungs-Termin kann jeder für sich selbst festlegen und von jedem beliebigen Computer aus wahrnehmen – im Büro, oder aber von zu Hause aus. Damit entfällt eine Anreise.

Das ist viel Freiheit. Als Unternehmer muss ich planen. Inwieweit kann ich sicherstellen, dass meine Mitarbeiter ihre Pflicht zur Zertifizierung zügig wahrnehmen?

Antje Funck: Wir sind Partner der Unternehmen und gehen als solche davon aus, dass ein Führungsstab natürlich die Möglichkeit hat, Einfluss auf den Weg zur Zertifizierung zu nehmen. Und natürlich auch auf den Umfang, in dem wir Projektmanager weiterentwickeln. Hier bieten wir immense Vorteile in Bezug auf Flexibilität und Zeitmanagement. Durch die einmalige Form des Online-Prüfverfahrens muss sich niemand mehr an uns als Zertifizierer anpassen. Wir können gemeinsam den Verfahrensweg festlegen, der für den jeweiligen Mitarbeiter und die individuellen Strukturen seines Unternehmens optimal ist. Natürlich darf niemand im Team auf sich allein gestellt bleiben. Nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht: Seminare mit persönlichen Trainingspartnern sind auch bei uns ein zentraler Erfolgsbaustein. Sie sind jedoch bei uns eben nur eine Möglichkeit unter mehreren und nicht zwingend erforderlich. Das spart Zeit, Geld und Organisationsaufwand.

Wechseln wir das Szenario. Was sagen Sie, wenn ein Angestellter am Telefon ist?

Antje Funck: Auch hier muss ich sicher nicht erklären, weshalb eine Zertifizierung nach internationalen Standards der Karriere einen Schub geben kann. Sonst hätten Sie mich ja nicht angerufen, um die IAPM mit anderen Anbietern zu vergleichen.

Richtig. Und der Vorteil ist bestimmt auch hier das Online-Prüfungsverfahren?

Antje Funck: Ja, richtig. Der Vorteil des einen ist bei der IAPM auch der Vorteil das anderen. Unser Zertifizierungsprogramm ist 365 Tage im Jahr 24 Stunden abrufbar. Sie haben keinen Fahrtweg, können die Zertifizierung an Ihrem PC zu Hause absolvieren. Hinzu kommt der große Vorteil der Anonymität. Vor dem Computer, der die Prüfung auswertet, sind alle Menschen gleich. Persönlich gefärbte Sympathien oder Antipathien kennt er nicht, ebenso wenig Diskriminierung von Geschlecht, Rasse und Religion. Geringere Berufserfahrung spielt beim Certified Project Manager der IAPM beispielsweise auch keine Rolle, hier zählt nur das nachweisbare Wissen. Von daher ist das Online-Prüfungsverfahren objektiv und damit viel gerechter als eine mündliche Zertifizierung. Das wiederum schlägt sich in der hohen Wertschätzung eines IAPM-Zertifikates bei Arbeitgebern nieder.

Können Sie mir die Wertschätzung genauer beschreiben?

Antje Funck: Das Feedback, das wir von Projektmanagern und Unternehmen bekommen, macht uns sehr froh. Es bestätigt unseren Grundsatz, dass bei einem Zertifizierer wie uns einzig und allein die Qualität zum Erfolg führt. Die Wertschätzung bedeutet, dass das IAPM-Zertifikat für eine Kompetenz auf höchstem Niveau steht. Unternehmen und Mitarbeiter dokumentieren damit, dass sie nach internationalen Maßstäben ganz vorne dabei sind.

Was sind die Kriterien, nach denen die IAPM zertifiziert?

Antje Funck: Wie bereits geschildert, hat die IAPM eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich. Die größten Anstrengungen wurden dabei in den „IAPM Project Manager‘s Guide 2.0“ investiert. Er umfasst alle Faktoren, die ein Projektmanager beherrschen muss – und zwar nach weltweit einheitlichen Standards. Anders formuliert: Unsere Kompetenz-Kriterien, die unser IAPM-Guide festschreibt, schaffen Kompatibilität im Projektmanagement – regional, national, aber auch über alle Wirtschaftsräume und Kontinente hinweg. Ich weiß, dass dies fast schon floskelartig klingt, weil auch andere Zertifizierer mit diesem Argument werben. Wir als IAPM wollen auch hier freilich einen Schritt weiter gehen.

Sie zielen dabei auf Ihre Vision ab, dass sich die Kosten einer Zertifizierung am Bruttoinlandsprodukt des jeweiligen Landes orientieren sollen und die IAPM dadurch Unternehmen und Projektmanagern aus ärmeren Ländern ermöglichen will, international zu agieren?

Antje Funck: Ja, die Teilhabe aller ist einer der wichtigsten Aspekte unseres Konzepts. Spanische, portugiesische und französische Ausgaben unserer Zertifizierung sind dementsprechend in Vorbereitung. Uns ging es seit 1997 darum, keinen Wirtschaftsraum auszuklammern. Um das zu erreichen, fanden unsere Kongresse rund um den Globus statt. Experten aus der Praxis, die den Alltag ganz unterschiedlicher Länder von innen heraus kennen, haben sich dort zusammengetan. Hier sind wir beim Kern dessen, was ich vorhin mit vorausschauend gemeint habe. Die Industrienationen knüpfen immer engere wirtschaftliche Beziehungen zu Schwellen- und Entwicklungsländern. Die nächsten Jahrzehnte werden hier von noch größerer Dynamik geprägt sein. Eine konventionelle Zertifizierung im Projektmanagement kann aber nur dem Kompetenzgefälle im Bereich der aktuell vorherrschenden nationalen, bilateralen und transkontinentalen Wirtschaftsbeziehungen entgegentreten. Mit einem IAPM-Zertifikat hingegen stellen sich Unternehmen zusätzlich auf für ganz neue Märkte und Länder, die in den nächsten Jahrzehnten an Dominanz gewinnen werden. Unser Konzept bringt Unternehmen und ihre Mitarbeiter folglich langfristig auf die sichere Seite.

Wie kann ich mir die Kriterien des IAPM-Guides konkret vorstellen?

Antje Funck: Der IAPM-Guide unterscheidet zwischen harten Faktoren und weichen Faktoren. Die harten Faktoren umfassen alle analytischen, planerischen und überwachenden Aspekte der Ablauf- und Aufbauorganisation. Wir haben sie in 19 Themenfelder gegliedert. Diese werden bei der Zertifizierung einzeln abgeprüft. Ein wichtiger Bestandteil dieses Abschnitts der Zertifizierung ist natürlich auch die einheitliche Handhabung von Begriffen. Obwohl die weichen Faktoren nur acht Themenfelder umfassen, sind sie aus unserer Sicht ebenso wichtig. Hier geht es um Teambildung, Motivation und persönlichen Erfolg. Der Projektmanager ist immer auch Mensch, die Psychologie des Miteinanders hat in diesem Beruf immer einen hohen Stellenwert.

Sie kommen immer wieder auf das Thema „Mensch“ zu sprechen. Aber stehen bei Ihrer Arbeit nicht Prozesse, Effizienz und Standardisierungen im Vordergrund?

Antje Funck: Ich sehe hier keinen Widerspruch. Ein Unternehmen, bei dem das Projektmanagement eine Schlüsselfunktion innehat, kann immer nur so erfolgreich sein wie die Menschen, die dort arbeiten. Wir wollen, dass beide von uns profitieren. Denn nur dann ist eine Zertifizierung erfolgreich. Wenn ich hier im Gespräch immer wieder die Perspektive des Mitarbeiters nach vorne bringe, mag das durch die Eindrücke der letzten Monate bedingt sein. Es ist längst nicht nur ein Kampf um die besten Kunden, sondern auch um die besten Köpfe im Gange. Die Menschen und ihre Zufriedenheit werden immer wichtiger. Tatsächlich wächst die Anzahl an Gesprächen mit Unternehmern, die eine Zertifizierung für ihr Projektpersonal schon länger auf dem Plan stehen haben und jetzt auch umsetzen wollen, weil dadurch ihre Attraktivität als Arbeitgeber wächst. Ein Trend, der übrigens gerade von den Jungen belohnt wird, wie jüngste Studien zeigen. Diese Generation, die gerade von der Uni kommt und neu in die Unternehmen drängt, sieht in der Kompetenz des einzelnen Mitarbeiters das Entscheidungskriterium darüber, wer in einer Abteilung etwas zu sagen haben sollte. Nicht aber in der bloßen Hierarchiestruktur. Die IAPM unterstützt somit die Vorgesetzten und die Unternehmen zusätzlich, um diese wichtigen, hoch qualifizierten und motivierten Berufseinsteiger optimal zu integrieren und langfristig ans Unternehmen zu binden.

Vielen Dank für das offene Gespräch, Frau Funck.

Antje Funck: Auch ich bedanke mich für die intensiven Fragen, die eine wichtige Plattform für umfangreiche Informationen geboten haben.

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Die IAPM-Zertifizierung

Die Zertifizierung kann über ein reputiertes Onlineprüfverfahren abgelegt werden. Die Kosten richten sich nach dem Bruttoinlandsprodukt Ihres Herkunftslandes.

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