"Teamplayer mit Blick für Schwachstellen"
Dr. Roland Ottmann über den idealen Projektmanager und das Bäume pflanzen

"Teamplayer mit Blick für Schwachstellen" <br /> Dr. Roland Ottmann über den idealen Projektmanager und das Bäume pflanzen 17.08.2016 - Herr Dr. Ottmann, was spornt Sie an bei Ihrer Arbeit in der International Association of Project Managers (IAPM)?

In erster Linie die Interaktion mit sehr interessanten Menschen, die völlig unterschiedliche Hintergründe, Lebensläufe und Projekterfahrungen haben. Da bewegt sich was, da ist Leben in der Bude. Das ist eine enorme Freude.

Was reizt Sie am Network University?

In meinen Trainings für Projektmanager sitzen Ingenieure, Kaufleute – top-ausgebildete Menschen, die auf Projekte losgelassen werden. Leider hat man ihnen aber über Projektmanagement nie etwas beigebracht. Im Network University sehe ich ein gewisses Potenzial: dort tauschen sich interessierte junge Leute aus, die das Thema Projektmanagement begreifen wollen. Sie wollen ihr Profil arrondieren, sich weiterentwickeln. Was die Kollegen hier herausarbeiten, können sie in ihren ersten Jobs einbringen. Ich behaupte, sie machen einen graduell besseren Job als Leute, die dieses Wissen nicht aus der Ausbildung mitbringen. 

Was tut die IAPM noch, um zukünftige Projektmanager zu erreichen – bietet Sie Seminare an Unis an?

Ja, es bestehen schon Verbindungen zur Universität. Zum Beispiel gibt es an der Brandenburgisch-Technischen Universität in Cottbus einen Lehrstuhl für Qualitäts- und Projektmanagement. In der Berufsakademie in Saarbrücken hat sich ein Lehrstuhl für Projektmanager etabliert. Solche Ausbildungsgänge laufen in Kooperation mit der IAPM. Aber man muss ganz deutlich sehen: Das ist alles im Anfangsstadium. 

Möchten Sie solche Kooperationen auf ganz Deutschland ausweiten?

Eines ist klar: das Projektmanagement ist das schwierigste Arbeitsfeld, dass das Management zu bieten hat – denn es geht um zukünftige Themen, von denen wir nicht wissen, wie sie ausgehen. Es wäre doch schön, wenn wir eine flächendeckende Ausbildung zumindest in den Berufsgruppen hätten, wo Projektmanagement mit einer hohen Wahrscheinlichkeit gebraucht wird. Wenn wir den Leuten beibringen würden, wie sie sich ihr Arbeitsleben mit einfachen Analysemethoden, einfachen Zielformulierungsansätzen und Planungsmöglichkeiten einfacher, zielorientierter und erfolgreicher gestalten können.

Was zeichnet einen erfolgreichen Projektmanager aus – muss er ein Multitalent sein, das Fachwissen, Selbstvermarktung und Kommunikationsgeschick in sich vereint?

Als Projektmanager muss ich identifizieren, wo die Schwachstellen sind – die auszufüllen, ist die Aufgabenstellung. Ich muss bei einem Großprojekt nicht wissen, wie die IT-Infrastruktur, die Softwareentwicklung und die Gebäudeaufbauten funktionieren. Aber ich muss mindestens erkennen, dass ich einen Planer, einen Statiker, einen Bauingenieur, einen IT-Spezialisten und einen Softwareentwickler brauche. Ich muss mir das Team zusammenstellen – das ist die Herausforderung. 

Der Projektmanager als Teamplayer?

Hätte ich als Projektmanager die Haltung, dass nur meine Leistung die Krönung der Schöpfung ist, dann wäre das fatal für jede Form der Projektarbeit. 

In den wenigsten Unternehmen können sich Projektmanager allein auf ihr Projekt konzentrieren. Was raten Sie jemandem, dem die nötige Unterstützung für die erfolgreiche Umsetzung fehlt?

Love it, change it or leave it. Wenn ein Projektmanager erkennt, dass das Topmanagement nicht willens ist, ihn beim Aufbau der nötigen Organisation zu unterstützen, hätte ich eine dringende Empfehlung: er sollte darüber nachdenken, ob er dieses Projekt wirklich in Angriff nehmen muss. Sonst macht er sich kaputt. Ich sehe Projektmanager, die kaputt sind. Leute, die an einem Burnout-Syndrom leiden, die nicht mehr ein noch aus wissen und sich vielleicht sogar das Leben nehmen. Das kann nicht die Zielsetzung für einen Projektmanager sein. Dann würde ich sagen: lieber raus aus dem System. Das ist eine krasse Ansage, aber wahrscheinlich die gesündeste Lösung. Wir leben ja nur ein mal.

Leben ist ein gutes Stichwort: Sie haben Anfang des Jahres eine Kooperation zwischen der IAPM und Plant for the Planet gestartet. Was hat Bäume pflanzen mit Projektmanagement zu tun?

Wir sprechen beim Projektmanagement immer mehr von Nachhaltigkeit. Wir wollen nachhaltig wirtschaften, wir wollen nachhaltige Projekte realisieren, wir wollen nachhaltige Leistungen generieren. Gleichzeitig sind wir dabei, unsere Lebensplattform in den Boden zu treten. Wenn sie kaputt ist, brauchen wir aber auch keine Nachhaltigkeit mehr. Gerade diese Idee, einen gewissen Ausgleich zum Raubbau an unseren Wäldern, an unseren Baumbeständen zu leisten und darüber ein schönes Signal zu setzen: das passt doch zur Projektarbeit. Bei Plant for the Planet greifen dreizehn- bis vierzehnjährige Kids dieses Thema an. Ich kann versuchen, alles bis zum Letzten zu durchdringen, aber am Ende muss ich als Projektleitung auch mal beginnen, etwas zu realisieren. Bei Plant for the Planet sind viele Leute, die etwas realisieren. Und das ist super. Sie nehmen einen Spaten in die Hand und pflanzen etwas ein, das wachsen wird. Das ist wie bei einem Projekt. Ich muss etwas einpflanzen und wachsen lassen. 

Wie sieht die Kooperation konkret aus?

Wir hatten bei unseren Kursen die ersten Seminarteilnehmer aus dem engeren Führungskreis von Plant for the Planet. Im November loten wir gemeinsam mögliche Management-Themen aus. Unter anderem haben wir angeboten, dass wir die Ausbildung von Projektmanagern vornehmen, und zwar heuer in zwei Arbeitsgruppen à maximal fünfzehn Teilnehmern. Diese Grundausbildung geht über mehrere Tage. Wir führen die Teilnehmer an die Werkzeuge des Projektmanagements heran, wenden sie gemeinsam in konkreten Projekten an und bewerten die Ergebnisse. Das Ganze schließt mit einem Zertifikationsgrad der IAPM.  Auch für 2017 haben wir schon den Forecast. Dann wollen wir mit hoffentlich den gleichen Leuten die Themen Führung, Motivation, Teambildung und Konfliktmanagement bearbeiten. 

Über welchen Radius erstreckt sich die Kooperation?

Wir haben ganz klar gesagt, dass uns der internationale Fokus ganz wichtig ist. Deswegen haben wir Plant for the Planet angeboten, internationale Teammitglieder in diese Kurse mit hineinzunehmen. Der Kursansatz wird in englischer Sprache sein. Wir haben die Möglichkeit, Menschen aus jedem Kontinent, die der englischen Sprache mächtig sind, in dieses Ausbildungskonzept einzubeziehen. Auf diese Weise können wir davon ausgehen, dass wir dreißig Leute in kurzer Zeit an die Projektumsetzung und –führung heranbringen. Diese Leute müssen wir als Multiplikatoren sehen. Dreißig junge Menschen, die wissen wie es geht, die es vorleben. Sie können tatsächlich als Treiber des Systems fungieren und sehr viel Input an sehr viele Menschen weitergeben.

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