Gute Veränderungsvorhaben zeigen sich nicht im Ergebnis

Woran erkennen Sie gute Veränderungsvorhaben? Sie möchten sicherlich nicht bis zum Ergebnis warten um dann erst gegebenenfalls die Veränderung wieder rückgängig machen! Also müssen Sie im Idealfall ein Veränderungsvorhaben schon im Vorhinein als gut oder weniger passend einordnen und bewerten können. Veränderung ist essenziell für wirtschaftlichen Erfolg, daher sind Führungskräfte ständig damit beschäftigt, Veränderungen anzustoßen. Es gibt sogar sog. Change Agents, die beruflich nichts anderes machen. Edgar Rodehack berichtet im Teamworkblog über seine eigenen Erfahrungen und Überlegungen zu dem Thema. Wir fassen den Artikel im Folgenden für Sie zusammen.
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Rezepte für die Veränderung?

Edgar Rodehack verweist auf einen Artikel in „Neue Narrative“, der das Thema Mindset in einer Organisation im Zusammenhang mit Veränderung behandelt. Rodehack fand den betreffenden Artikel gut und inspirierend, konnte sich aber nicht mit der Vorstellung anfreunden, eine Organisation sei wie eine Maschine, bei der verschiedene Knöpfe gedrückt werden können, die dann einen Wandel in eine bestimmte Richtung ermöglichen. Natürlich ist dem nicht so und auch die Autoren der besten Artikel über Change Management können ein so komplexes Thema in einem Zeitschriftenartikel nur anreißen. Vieles muss vereinfacht werden und ein Prozess, der ein Jahr dauert, wird in einem kurzen Abschnitt beschrieben. Da bekommt man schon einmal den Eindruck, Veränderung könnte sich auf einfache Weise, auf Knopfdruck und nach einem Patentrezept durchsetzen lassen. Das ist gewiss nicht so. Nicht umsonst beschäftigen sich zahllose Fachleute mit dem Thema der Veränderung.
 
Rodehack betont, dass diese mechanische Sichtweise in seinen Augen den Blick auf das Ganze, auf das Wesentliche verstellt. Er plädiert dafür, sich weniger mit Rezepten und Methoden auseinanderzusetzen, als vielmehr den Fokus darauf zu legen, was wirklich wichtig ist und was wirklich beeinflusst werden kann. Was zählt ist, was am Ende rauskommt. Also das Ergebnis. Aber ist das wirklich so? Bei einer Bäckerei könnte man das sicher so unterschreiben. Wenn das Brot, das am Ende entsteht, nicht schmeckt, ist der beste Prozess einfach nicht gut genug. Edgar Rodehack wirft die Frage auf, ob im Change-Management nicht vielleicht der Weg das Ziel ist. Geht es um das Ergebnis oder geht es darum, wie Dinge gemacht werden? Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass Change Agents, Change Coaches, Organisationsberater und Teamentwickler tatsächlich ihren Erfolg daran messen, wie sehr sie das Mindset eines ganzen Unternehmens ändern konnten. Sie wollen das Mindset von 7.000 Personen verändern, haben am Ende 3.500 Personen erreicht. War Ihr Projekt nur zu 50% erfolgreich? Wohl kaum. Das Schwierige an der Sache ist, dass wir als Menschen immer dazu neigen, in erster Linie das Ergebnis im Auge zu behalten und Dinge nur danach zu bewerten. Es braucht also schon ein gewisses Mindset, um in dieser leistungsorientierten Welt gezielt und bewusst an etwas ganz anderem zu arbeiten als dem Ergebnis. Wir haben gelernt, dass Leistung sich ausschließlich in einem guten Ergebnis zeigt. Davon müssen Change Agents Abschied nehmen.

Der Weg ist das Ziel, oder?

Wer seinen Blick immer auf das Resultat richtet, verpasst vieles. Das gilt vor allem dann, wenn das Ergebnis sich erst nach vielen Jahren zeigt oder vielleicht auch nie vollständig eintreten wird. Es ist immer ein langer Weg, eine Veränderung durchzusetzen. Klar, sie können ein neues Computerprogramm anschaffen, es allen zeigen und dann alle damit arbeiten lassen. Es hat sich etwas verändert. Aber ein Mindset lässt sich einfach nicht anschaffen. Nichts ist so schwer zu verändern wie die Gewohnheiten von Menschen. Und dazu zählt auch diese Orientierung am Erfolg, am Endergebnis. Bis auch der letzte Kopf im Unternehmen wirklich verstanden hat, dass eine Veränderung notwendig ist, vergehen oft Jahrzehnte. Sind Sie eher der Typ, der sich von großen Aufgaben abschrecken oder motivieren lässt? Change Management ist immer eine große Aufgabe. Hier gibt Edgar Rodehack einen wichtigen Tipp: Versuchen Sie, das Ziel als vorerst zweitrangig anzusehen. Es ist ein guter Orientierungspunkt, sollte aber auf keinen Fall im Fokus aller Bemühungen liegen. Klingt absurd? Ja. Es braucht schon etwas Übung und ein wenig Akrobatik in der eigenen Einstellung, um in unserer leistungsorientierten Arbeitswelt eine Mammutaufgabe anzugehen, ohne sich (zunächst einmal) auf deren Ergebnis zu konzentrieren.

Wie gut ist meine Veränderungsstrategie?

Also konzentrieren Sie sich auf Ihre eigene Einstellung, auf Ihr eigenes Verhalten, genau jetzt. Auch was alle anderen Beteiligten angeht, sollten Sie immer den aktuellen Moment im Blick haben und nicht zu weit in die Zukunft schweifen. Es ist anstrengend, das eigene Denken und Handeln stetig zu analysieren, um zu sehen, ob es dem entspricht, was die Veränderung im ganzen Unternehmen sein soll. Irgendwann. Der Weg ist also das Ziel. Werden Sie als erstes jeden Tag mehr zu dem, was als Wandel angestrebt wird. Nur so wird das Ergebnis irgendwann tatsächlich eintreten und es kann dann auch gemessen und bewertet werden. Jedoch erst in einiger Zeit. Möchten Sie also schon heute bewerten, ob Ihr Veränderungsvorhaben gut und zielführend ist, dann müssen Sie sich das Verhalten der Auftraggeber und Auftraggeberinnen sowie der Change Agents anschauen. Verhalten sich diese Personen im Moment genauso, wie Sie sich das Ergebnis vorstellen oder sind sie zumindest auf einem guten Weg? Haben die Entscheider und Change Manager den Moment im Blick und konzentrieren sie sich auf den Weg statt auf das Ziel? Dann hat Ihr Vorhaben recht gute Chancen auf Erfolg.
Autor: IAPM intern 

Schlagworte: Projektmanagement, Veränderungsmanagement, Mindset, Selbstorganisation

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